Der zweite Band des großen Wörterbuchs
Buchtitel: Großes japanisch-deutsches Wörterbuch. Band 2. J – N
Herausgeber: Jürgen Stalph, Irmela Hijiya-Kirschnereit, Wolfgang E. Schlecht, Kōji Ueda
Verlag, Erscheinungsjahr: Iudicium, 2015
ISBN 978-3-86205-420-6
Mögen manche Wörterbücher auch für anachronistisch erachten im Zeitalter online verfügbarer Datenbanken, Smartphone-Apps und anderer digitaler Services – in einem Wörterbuch nachzuschlagen hält immer noch seine eigene Qualität. Natürlich trägt man Großwörterbücher nicht mit sich herum, wie man es allenfalls mit einem Taschen-Diktionär tut, aber das ist auch nicht Sinn und Zweck eines Kompendiums, das sich zum Ziel setzt die Lexik einer lebenden (Fremd-)Sprache möglichst umfassend zu berücksichtigen (was unter anderem auch Fachbegriffe miteinschließt). Das über Jahre ansehnlich gediehene Projekt des Iudicium-Verlages, ein Wörterbuch der modernen japanischen Sprache und ihrer deutschen Entsprechungen zu kompilieren, hat nunmehr eine zweite Etappe erfolgreich abgeschlossen. Auf 4858 Spalten werden über 45 000 Begriffe mit Beispielsätzen und Literaturzitaten erschlossen. Die japanischen Lemmata sind, wie gehabt in Romaji übertragen, alphabetisch gelistet, ihre Schreibweisen in Kanji oder Kana folgt daran anschließend. Die Zitate aus Literatur- und Gebrauchstexten machen das Nachschlagen zum Vergnügen. Aus deutschsprachigen Büchern wurde geschöpft, wenn es dazu eine Übersetzung ins Japanische gibt und vice versa. (Zum Beispiel Michael Endes Momo oder Enzenbergers Der Zahlenteufel, schlicht Kazu in der japanischen Ausgabe.)
Ein Wörterbuch dieser Größenordnung kann natürlich nur in Zusammenarbeit vieler damit einschlägig befasster Köpfe entstehen, neben den Herausgebern, der Herausgeberin, sind die Mitglieder der Redaktion, die Beiträgerinnen und Beiträger, schließlich Korrekturleser und weitere Mitarbeiter zu erwähnen. Auch ist das Projekt auf Unterstützer, Gönner und Förderer angewiesen, damit das Endprodukt in einem Kostenrahmen gehalten werden kann, der es nicht nur Institutionen erlaubt daraus Nutzen zu ziehen.
Wenn man nicht gerade gezielt nachschlägt, könnte man dem Zufall die Wahl lassen. Und so auf das Wort jakuten (弱点) stoßen, dessen Begleittext man die Bedeutung „die Schwachstelle, der schwache Punkt, (…) das Manko“ entnimmt. Ich verglich es mit dem mir geläufigeren Wort nigate (苦手), was “die (eigene) schwache Seite, die Schwäche” meint und wähnte mich darauf verwiesen, die eine Formulierung nicht als synonymisch für die andere zu gebrauchen. Naja, und dann mushiba (虫歯), in der Bedeutung von „der schlechte (…) Zahn, der kariöse Zahn“. Belegt wird der Wortgebrauch mit einem Satz aus einem Werk von Tanizaki Jun‘ichirō, der einem nahelegt gleich haisha (歯医者) nachzuschlagen. Der zugehörige Literaturbeleg entstammt einem Roman von Abe Kōbō, der auf Deutsch „Der verbrannte Stadtplan“ hieß: „Genau, ich muss schleunigst zum Zahnarzt.“
Mein Fazit: Man kann ein Wörterbuch wie dieses offenbar auch als Orakelbuch verwenden.
Möge auch der zweite Band des Großen japanisch-deutschen Wörterbuchs vielen dienlich sein, die mit der schönen japanischen Sprache befasst sind!
Eine wichtige Bemerkung sei hinzugefügt: Der gebundene Ladenpreis des Bandes beträgt Euro 278.-
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Die erste Frage, die sich mir bei dieser Besprechung aufdrängt ist: Würden Sie, lieber Hasenfus, sich als Privatmann dieses Buch kaufen? Oder haben Sie es sich gar gekauft?
Die zweite Frage: Es mag nett sein, ein Wörterbuch als Orakel zu verwenden. Aber aus guten Gründen (schon um Muskelkraft zu sparen) sucht man Wörter heute im Internet. Bisher ist lediglich der erste Band dort zu finden, der zweite ist seit Jahren angekündigt. Wenn dieses Projekt, dem der Abschluss zu wünschen ist, Relevanz für die Zukunft haben will, muss dringend eine moderne, optisch ansprechende Online-Version verfügbar werden. Ich hoffe sehr, dass dafür auch noch ein bisschen Geld vorhanden ist.