Ein anderer Blick auf Japan
Buchtitel: Lost Japan
Autor: Alex Kerr
Verlag, Erscheinungsjahr: Lonely Planet, 2006 (Reprint)
ISBN 0-86442-370-5
Der Autor, in den 1960er Jahren als Jugendlicher erstmals mit Japan in Berührung gekommen, schrieb die Originalausgabe dieses Buches in japanischer Sprache für ein japanisches Publikum. Er ist der erste gaijin überhaupt, der dafür 1994 den Shincho Gakugei Literaturpreis bekommen hat. Nun, der Mann kennt sich aus und das ist es auch, was die Lektüre dieses absoluten „must have“ zeitweilig schwer erträglich macht. Wo man dem Autor nämlich Recht geben muss, und das verlangt beinahe eine jeder Zeile, beschleicht einen Traurigkeit. Die schöne Vorstellung von der überlieferten Kultur in authentischen Formen kann man preisgeben. Das Japan der Gegenwart ist etwas ganz anderes als das Japan von dem die Geschichtsbücher sprechen. Wer jetzt einwendet, das Interieur des eigenen Gesichtskreises ist auch nicht mehr das, was es einmal gewesen ist, bevor man anfing es wertzuschätzen, verkennt die Drastik mit der in Japan die Dinge zum Verschwinden gebracht werden. Ein Blick in die Landschaft wird allenthalben von elektrischen Leitungen verbarrikadiert, mit einer Vehemenz, dass den Menschen bald nicht mehr bewusst ist, welcher Sinneseindrücke sie sich dadurch berauben. Aus japanischen Wäldern mit der buntesten Vielfalt verschiedenster Gehölzer werden Monokulturen. Aus den Städten verschwinden letzte Zeugnisse einer Baudtradition, die ihr Auslangen ohne Stahlbeton und Plastik fand und das Verständnis für die unzähligen Nuancen der bildenden und darstellenden Künste bewahren lediglich Spezialisten.
Alex Kerr ist aber frei von Naivität. Die Entwicklungen in anderen Teilen der Welt sind noch erheblich verheerender.
Alex Kerr renovierte die verrottende Bruchbude eines traditionellen Hauses zu einem Schmuckkästchens, wobei allein die Wiederherstellung der originalen Dachdeckung ihn vor schier unüberwindliche Probleme stellte, er machte seinen Weg als Kunstsammler, der in den 1970er Jahren Arbeiten von japanische Malern und Kalligraphen deshalb zu Spottpreisen erwerben konnte, weil sich kaum ein Japaner für sie interessierte, er lernte das Kabuki-Theater schätzen und vermittelt dem Leser eindringlich etwas von seinem Formenkanon und er schildert sehr amüsant, warum er Menschen, die Japan kennenlernen wollen, Osaka vor Kioto empfiehlt. In letzterem wäre nahezu überhaupt nichts mehr echt und die Menschen in Osaka würden sich durch ihren Humor und ihre Widersetzlichkeit deutlich von den Japanern in den anderen großen Städten abheben.
Ein wunderbares Buch, das nachdenklich stimmt!
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Wie auch die Amazon-Kommentare zeigen dürfte das vorliegende Buch ganz schön unterschiedlich auf Leser wirken. Persönlich war ich dem Werk leider nicht sehr angetan.
Der Schreibstil des Autors stellte für mich keine leichte Leseübung dar, da meine Aufmerksamkeit selten über einen längeren Zeitraum anhielt und ich das Buch letztendlich in Kleinstmengen konsumierte. Daher ergab sich eine relativ lange Lesespanne von einigen Monaten, was mich doch sehr verblüffte.
Die Inhalte waren durchaus interessant und lesenswert, allerdings ist die Ausdrucksweise für meine Begriffe etwas zu langatmig und redundant. Trotz aller Bewunderung dem Autor und seiner großen Japan-Erfahrung gegenüber fragte ich mich doch sehr oft, ob denn die Sichtweisen des Buch-Verfassers nicht etwas einseitig oder teilweise gar beschränkt sind. Alex Kerr ist ein zuverlässiger Betrachter der Entwicklungen Japans in den letzten Jahrzehnten und gibt auch fundierte Zukunftsprognosen zum Besten. Leider schwingt oft eine Negative Schwingung in seinen Beobachtungen mit und man fragt sich ob man das so empfinden muss wenn man als Ausländer lange in Japan war, oder ob Alex Kerr nicht vielleicht doch einfach nur etwas unaufgeschlossen ist.
Empfehlung für hartgesottene auf jeden Fall. Einsteigerlektüre über Japans Kultur eher nicht würde ich meinen.