Japanische Literaturmuseumslandschaft
Buchtitel: Literaturmuseen als Stationen der Literaturgeschichte Japans. Eine Reise durch die japanische Moderne
Autor: Harald Meyer
Verlag, Erscheinungsjahr: Iudicium, 2015
ISBN 978-3-86205-214-1
Japan ist auch das Land der Literaturmuseen. Über 750 derartige Einrichtungen, die einem Autor oder einer Autorin der literarischen Moderne, bisweilen aber auch nur einem herausragenden Werk eines Literaten (etwa das Saka no ue no kumo Museum in Matsuyama, Shikoku) gewidmet sind, finden sich über sämtliche Regionen verstreut. Eine solche Vielzahl an Schriftsteller-Gedenkstätten ist gewiss in keiner anderen Sprachlandschaft anzutreffen. Allein im deutschsprachigen Raum sind Einrichtungen, welche die Hinterlassenschaft eines bestimmten Autors (einer bestimmten Autorin) in Ehren halten, recht überschaubar und die Zugangsmöglichkeiten mitunter nicht eben niederschwellig. Im Großen und Ganzen bemühen sich hierzulande (Deutschland, Österreich, Schweiz) Staats-, bzw. Nationalbibliotheken und Institutionen wie das Deutsche Literaturarchiv Marbach um Nachlässe (und bisweilen auch „Vorlässe“) und deren Pflege.
Harald Meyer erklärt zunächst den relativ jungen japanischen Begriff bungakukan (文学館), dessen deutsche Entsprechung „Literaturmuseum“ eine gewisse Ungenauigkeit behält. Im Nachwort kommt er darauf zu sprechen, dass eine umfassende Erarbeitung der japanischen Literaturgeschichte ein Desiderat der deutschsprachigen Japanologie darstellt und liefert gleich überzeugende Argumente sich dieser schieren Herkulesaufgabe lieber nicht zu stellen. Im Museumsführerteil seiner vorliegenden Arbeit rekurriert Meyer auf die einschlägigen Kompendien von Donald Keene und Katō Shūichi, die, was ersteres betrifft, zumindest auf Englisch verfügbar sind, während Katōs Prolegomena zur japanischen Literaturgeschichte als vergriffen gelten darf.
Die durchaus nicht auf Vollständigkeit abzielende Auswahl der Literaturmuseen erfolgt nach Regionen gegliedert. So erfährt man etwa von jener Einrichtung in Yamanashi (Zentraljapan), die Akutagawa Ryūnosuke in den Mittelpunkt stellt, jenen Autor, dessen Andenken nicht nur mit der Vergabe des nach ihm benannten, renommierten Literaturpreises hochgehalten wird. Man trifft auf Natsume Sōseki in Kumamoto, Tanizaki Jun’ichirō in Ashiya, Kawabata Yasunari in Ibaraki und freilich auch auf Mishima Yukio (beispielsweise in Toyama oder am Yamanaka-See). Darüber hinaus machen aber auch Namen neugierig, von deren Werken keine Übertragungen in die deutsche Sprache verfügbar sind. Das setzt schon mit Arishima Takeo, dem Erstgenannten in der Übersicht ein, dem das Arishima kinenkan auf Hokkaidō gewidmet ist.
Es dürfte wenig überraschen, die erwähnten Literaturmuseen in erster Linie auf ein Publikum zugeschnitten zu finden, welches der japanischen Sprache in Wort und Schrift mächtig ist, was sie als Attraktionen allenfalls für den heimischen Kulturtourismus interessant macht. Dass so manche Einrichtungen nicht eben überrannt werden und ihre engagierten Betreiber sich enorme Herausforderungen aufladen, die selten von Zuwendungen der Öffentlichen Hand gemildert werden, verschweigt Harald Meyer nicht.
Eine Fotostrecke, zur Verfügung gestellt von den beschriebenen Einrichtungen, rundet das Kompendium ab. Allen, die sich für die japanische Literatur der Moderne erwärmen, sei es empfohlen.
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