Buchtitel: Die Struktur der japanischen Gesellschaft

Autorin: Chie Nakane
Verlag, Erscheinungsjahr: Suhrkamp, 2003 [9. Dr. der 1. Aufl. 1985]
ISBN 3-518-11204-X

Vor Sociologica muss man Nichteingeweihte für gewöhnlich warnen, da das Fachkauderwelsch mitunter als ziemlich redundant empfunden werden kann. Ein derartiger Vorbehalt braucht gegen die bereits etwas ältere Studie (die englischsprachige Originalausgabe erschien 1970!) der japanischen Soziologin allerdings nicht geweckt zu werden. Die in wissenschaftlichen Arbeiten gern geübte Zitierwut mit ihrem, das Vorankommen erheblich erschwerenden Fußnotendickicht, wurde hier zugunsten besserer Lesbarkeit unterlassen, was der Sache aber dennoch nichts von seiner Brauchbarkeit nimmt. Über aller Ausführlichkeit der Darstellung darf ohnehin nicht vergessen werden, dass die japanische Gesellschaft (wie beinahe alle anderen) seit 1968 erheblichem Wandel unterworfen war (und ist). Dass das Buch dennoch an Japan Interessierten wärmstens ans Herz gelegt werden kann, zeigt sich in seinen Ansätzen, bestimmte soziale Phänomene in einen gesamtgesellschaftlichen Sinnzusammenhang einzubauen. Zupass kommen der Autorin hierbei nicht nur die Tatsache, dass sie selbst Japanerin ist, sondern ebenso ihre vielfältigen Auslandsaufenthalte in Asien, Europa und Amerika. Mag sich der ausgeprägte Vertikalismus der japanischen Gesellschaft (Organisation nach vertikaler Struktur, oyabun-kobun-Beziehungen, …) auch in mancherlei Hinsicht modifiziert haben (etwa: Aufweichung des Quasi-Moratoriums der lebenslangen Anstellung), so hat er doch seine, das gesellschaftliche Zusammensein prägende Bedeutung (Rang, Konkurrenz, Loyalitätsausschluss für Nicht-Gruppenangehörige) gewiss nicht verloren. Dem Leser wird u. a. auseinandergesetzt, warum die populärste Idealgestalt eines Anführers in Japan kein Neurastheniker a la Napoleon, sondern Oishi Kuranosuke (der Typ mit den 47 Ronin!) ist.



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