Freakiges Tokio

Buchtitel: Tokyo Clash. Japanese Pop Culture
Autor: Ralf Bähren
Verlag, Erscheinungsjahr: Ullmann, 2010
ISBN 978-3-8331-5699-1

Abgesehen vom Format haben wir es hier mit einem nahezu klassischen „Coffee table book“ zu tun: Ein Bildband, der einen leicht schrägen Gegenstand zum Thema hat, nämlich Tokio, die Welthauptstadt der „unbegrenzten Freundlichkeiten“(R. Bähren), in Szene zu setzen. Das gestaltet sich dann nicht als gängiger Sightseeing Guide, sondern eher als „Best of Wahnsinn“. Hundefrisiersalons und „sports activity outfits“ für Köter scheinen ja noch im grünen Bereich verortbar, ebenso zertifizierte Melonen zum Gegenwert von etlichen hundert Euro oder Pachinko-Höhlen mit aufgeblasener maneki neko vorm Entree. Nützlich mögen einem so Dinge wie Regenschirmhüllenautomaten erscheinen, Taiko-Trommeln zur Auflösung von Magenkrämpfen, Verbotsschilder fürs Rauchen im Gehen auf dem Rücken herumstehender Rauchpolizisten und Designer-Toiletten im Stil des Shinkansen. Astronomische Parkgebühren schon weniger (solange man nicht in die Parkplatzbesitzerfamilie einheiratet) und Hexenbesen-Simulatoren überhaupt nicht. Lustig anzusehen sind Cosplay-Freaks allemal oder die jika-tabi Zehenschuhe. Schmunzeln kann man über amtliche Drogenaufklärung im Manga-Stil, gokiburi hoi-hoi Kakerlakenfallenhäuschen oder selbsterklärende Verpackungen, die Sprachunkundigen oder Lesefaulen unmissverständlich einbläuen was sie enthalten. Kopfschütteln können einen Extra-Einkaufszentren für Otakus machen, berührungsempfindliche Plastikdinosaurier, Puppen für Erwachsene und falsche Bärte für Bartlose für den Ganzjahresfasching. Ein Segen, dass Japan mindestens 29 verschiedene Golfballsorten kennt und Klöppelarbeiten als Zierdeckchen Taxiinterieurs verschönern. Der elektrische Pferdesattel zum Speckbauchtrimmen, den man vor der Mattscheibe justieren kann, braucht ebenso wenig erst noch erfunden zu werden wie jene Verkaufsautomaten, die Dinge enthalten, deren Odeur man sich gar nicht näher vorstellen möchte. Wenn man von irgendetwas glaubt, das gibt’s gar nicht, dann gibt’s das unter Garantie wenigstens in Japan!
[Dreisprachige Ausgabe mit englischen, deutschen und japanischen Texten.]



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