Japans Umgang mit den Juden

Buchtitel: Die Judenpolitik der japanischen Kriegsregierung
Autor: Martin Kaneko
Verlag, Erscheinungsjahr: Metropol, 2008
ISBN 978-3-938690-91-8

Man könnte im Anschluss an Heinz Eberhard Mauls Studie „Warum Japan keine Juden verfolgte“ die vorliegende Untersuchung als Relativierung der ersteren lesen. Tatsächlich konnte ich die Arbeit von Maul nicht als eine Verschönerung historischer Tatsachen auffassen, zumal darin, erstmals in deutscher Sprache verfügbar, die menschlichen Leistungen Chiune Sugiharas in deutlicher Widersetzlichkeit zu den Direktiven seiner Regierung geschildert worden sind.
Aber Martin Kaneko unternimmt vor dem Hintergrund der Vereinnahmung Chiune Sugiharas durch japanische Revisionisten die, meines Erachtens, breiter angelegte Auseinandersetzung. Damit wird jeglicher Schönfärberei im Umgang mit der angeblichen ‚Judenfreundlichkeit’ der japanischen Kriegsregierung ein für allemal die Grundlage entzogen. Die Dokumenten- und Faktenlage, die Kaneko diesbezüglich auffährt, ist erdrückend und unmissverständlich.
Das abschließende Kapitel, das sich mit „Japans Fremden- und Asylpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg“(S. 171 ff.) befasst, ist aber der eigentliche Runterzieher für alle, die die japanischen Verhältnisse vielleicht etwas zu blauäugig bewerten. Der restriktiven Fremdenpolitik aus längst vergangen geglaubten Zeiten Kontinuität bis in die Gegenwart nachweisen zu können, ist geradezu beklemmend.
Ein unangenehmes, aber sehr wichtiges Buch!



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