Genialer Architekt

Buchtitel: Tadao Ando
Autor: Masao Furuyama [Übersetzer: Linda Hoaglund, Hiroshi Watanabe, Caroline Behlen]
Verlag, Erscheinungsjahr: Taschen, 2006
ISBN 3-8228-4892-1

Als absoluter Fan von Andos Baukunst halte ich ihn für einen der größten lebenden Architekten überhaupt. Er hat sich nie Moden unterworfen, nie irgendwelchen Meistern angedient (wiewohl es eine unverhohlene Bewunderung für Alvar Aalto gibt) und lässt sich in keine Schublade einkasteln. Seine “Handschrift” ist von erfrischender Klarheit, es fehlt völlig der Nippes der Postmoderne oder das Klimbim der Dekonstruktivisten, die viel Aufhebens um verbogene Wände und verbeulte Fassaden machen, im Grunde aber die Sinne mit Idiosynkrasie langweilen. Das vorliegende, in der erfreulich erschwinglichen Reihe “Basics” erschienene Buch, präsentiert einen guten Querschnitt von Andos unspektakulär-spektakulärem Schaffen. Die Einleitung von Furuyama Masao, dem Vizepräsidenten des Kyoto Instituts of Technology, einem ausgewiesenen Kenner der Materie, ist von hohem Einfühlungsvermögen getragen. Ando ist Autodidakt, was umso erstaunlicher wiegt, wenn man bedenkt, dass man als Architekt heutzutage Generalist sein muss. Ein Photo Andos, das ihn als jugendlichen Profiboxer zeigt, setzt die Vorstellung vom jungen Mann, der sich mit Übung, Konzentration und Selbstdisziplin durchzusetzen vermag symbolisch ins Bild. Furuyama verdeutlicht, wie sich Ando nur auf wenige Materialien beschränkt, welche Bedeutung das Sichtbarmachen von städtischen Kontexten für ihn unterhält, wie sehr der Himmel Einlass in seine Bauten findet. “Andos Architektur ist eine Architektur des Weglassens.”(S. 16).
Ich habe bereits an anderer Stelle geäußert, welche Faszination die Kirche des Lichts in Osaka auf mich ausübt. Eine Ansicht des Innenraums mit dem Lichtkreuz ziert den Titel des Buches. Weiters werden darin unter anderem vorgestellt: Das Row House (ebenfalls Osaka), Andos erstes Einfamilienhaus, eine Betonskulptur, die zwischen gesichtslos-traditionalistische Gebäude gequetscht wurde. Das Naoshima Museum für zeitgenössische Kunst, der Komyo-ji-Tempel in Saijo (schlichtweg zum Niederknien!), der Gebäudekomplex der Langen Foundation auf Hombroich (Deutschland) und das Chichu Kunstmuseum auf Naoshima, dessen Trakte vollständig in den Untergrund eingesenkt wurden.



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