Japanische Expatriates in Deutschland

Buchtitel: Japanische Unternehmen in Deutschland. Ein Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen
Autorin: Meike Michele Albers
Verlag, Erscheinungsjahr: Iudicium, 2014
ISBN 978-3-86205-285-1

Eine Dissertation mit hoher Praxisrelevanz, sind im gesamten deutschen Bundesgebiet doch beinahe anderthalbtausend Niederlassungen japanischer Unternehmen ansässig. Deren Verteilung, bzw. Konzentration auf bestimmte Gebiete ist sowohl historischen Ursachen, als auch den Bedingungen der Infrastruktur geschuldet. Dass Düsseldorf dabei besonders hervorragt, verwundert nicht, wenn man die Nähe zum Ruhrpott (die historische Bedeutung der Stahlindustrie für den Boom der Nachkriegsjahre in Deutschland und Japan) und das Logistikzentrum des größten Binnenhafens der Welt bedenkt. Die Autorin hat in ihrer Untersuchung freilich aber auch Unternehmen an anderen Standorten in den Blick genommen. Kern ihrer Arbeit ist es, Fragen der innerbetrieblichen Performance nachzuspüren im Hinblick auf die Tatsache, dass den meisten Betrieben ein Belegschaftsgemisch von einheimischen Deutschen, in Deutschland ansässigen Japanerinnen und Japanern, sowie aus von Japan nach Deutschland befristet entsandten Führungskräften und sonstigem Personal eignet. Die Ursachen, warum beim Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen nicht immer alles rund läuft zu erhellen und gleichzeitig Lösungsvorschläge zu formulieren, ist ein weiteres Movens. Schon die unterschiedliche Praxis der Kommunikation in Japan und Deutschland kann Ursache wechselseitiger Irritation sein. Gilt hier Direktheit als Grobheit und pflegt man eine Konversation, die ausführlich Allgemeinheiten austauscht, ehe auf das Besondere einer Sache fokussiert wird, fasst man dort Direktheit mitunter als Klarheit auf und gibt Fakten den Vorzug vor schmückendem Beiwerk. Dass die Sprache des internen Informationsaustausches eines Betriebes häufiger als das Englische Japanisch ist, mag die Rück- und Einbindungen in die Entwicklungen am Stammsitz erleichtern helfen, bzw. Entscheidungsabläufe beschleunigen, lässt die Mitarbeiter, die sich dieses Idioms nicht befleißigen aber außen vor. Überhaupt scheint es so zu sein, dass in Unternehmen mit gemischter Belegschaft zwei Gesellschaften parallel existieren, die einander abseits des Berufsalltags nicht begegnen. Gleichwohl die Vorbereitung japanischer Expatriates auf ihr Leben in der (deutschen) Fremde verbesserungswürdig ist, scheint die Zufriedenheit derselben in Deutschland relativ groß zu sein. Zumal es in einigen deutschen Städten japanische Schulen gibt, mag Kindern, welche ihre Eltern während deren Auslandsaufenthaltes begleiten, die spätere Wiedereingliederung in die Institutionen des japanischen Bildungssystems ohne größere Schwierigkeiten gelingen. Der Umstand, dass mancherorts eine ausdifferenzierte japanische Community besteht, die nahezu jeden Berufsstand vom Arzt bis zum Friseur überspannt, vermag die Entsendeten auf Zeit und ihre Angehörigen darin zu bestärken, ihr vertrautes Milieu nicht zu verlassen. Das wird von manchen Personen, mit denen die Autorin ins Gespräch trat, durchaus nicht immer positiv bewertet. Der Möglichkeit, sich auch gegenüber der Gastkultur ein wenig zu öffnen, beraubt man sich damit.



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