Das Erdbeben von 2011

Buchtitel: Ein Beben. Elf Perspektiven.
Herausgeber: Students of East Asia Marketingmanagement e.V. (StEAM), Studenteninitiative des Ostasieninstituts der Hochschule Ludwigshafen
Verlag, Erscheinungsjahr: Iudicium, 2012
ISBN 978-3-86205-078-9

In diesem Buch sind elf Berichte von Studenten über die erlebten Auswirkungen des Großen Ostjapanischen Bebens gesammelt, das sich während des im Rahmen ihrer Ausbildung obligatorischen Aufenthaltes eben dort ereignete. Möglicherweise sind die Schilderungen Studierenden und jenen, die aus beruflichen Gründen eine gewisse Zeit in Japan zu verbringen trachten, von größerem Nutzen als für einen allgemein an Japan interessierten Leserkreis. Diesem stehen aber mittlerweile etliche andere Bücher, die das verheerende Geschehen von 2011 in Japan sowie in der Weltöffentlichkeit reflektieren, zur Auswahl.
In die japanische Mobiltelefonie ist ein Erdbebenwarnsystem integriert, worauf sowohl Mathias Obst, als auch Kim Siemund und Son Anh Bui zu sprechen kommen. Ersterer erlebt die Erschütterungen, die die geläufige Intensität der Beben bei weitem übertreffen, in Narita. Verunsichert durch eine Berichterstattung in deutschen Medien, die sich auf die Vorgänge in Fukushima stärker zu konzentrieren scheint als den Opfern der Flutwelle Beachtung zu schenken, sieht er sich zur Entscheidung gedrängt Japan vorübergehend zu verlassen. Auch Claudio Segura Schmitz lässt an den journalistischen Arbeiten in seiner Heimat über die Ereignisse in Japan kein gutes Haar. Die Qualität der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Deutschland scheint gerade zum Zeitpunkt ihres 150-Jahr-Jubiläums einer Prüfung unterzogen, der glücklicheres Gelingen zu gönnen gewesen wäre. Diese Kritik formuliert auch Ulli Stähle. Christopher Lee Hütte schildert sehr eindringlich seine Eindrücke bei einer Gastfamilie in Hirakata. Er kehrt Japan, damit der Besorgnis seiner Eltern gerecht werdend, für kurze Zeit den Rücken. Bedauert es jedoch hinterher ausdrücklich, ein flyjin geworden zu sein. Immer wieder ist von der beeindruckenden Gefasstheit der Japanerinnen und Japaner die Rede. Wenn auch Naturkräfte Chaos stiften, die Menschen bewahren ihre Contenance. Kein Anflug von Panik macht sich breit, selbst wenn eine endlose Schlange Wartender in Sendai auf einen Platz in einem der wenigen noch verfügbaren Busse hofft.
Dass das japanische Nachrichtenwesen in Extremfällen einem die Entscheidungsfindung nicht sonderlich erleichtert, hält Carsten Linke fest. Die beunruhigende Entwicklung in Fukushima hat ihn und Freunde aus Nordamerika für einen kurzen Zeitraum nach Australien ziehen lassen. Christoph Schwinghammers Resümee? „Die deutsche Bevölkerung, die 9000 Kilometer von Fukushima entfernt ist, verfiel nach meinem Empfinden stärker in Panik als die japanische Bevölkerung, obwohl diese unmittelbar von der Katastrophe betroffen war.“(S. 112). Regt zum Nachdenken an.



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