Kurz & bündig

Buchtitel: Die 101 wichtigsten Fragen – Japan
Autoren: Florian Coulmas, Judith Stalpers
Verlag, Erscheinungsjahr: C. H. Beck, 2011
ISBN 978-3-406-61404-0

Noch bündiger über Japan informieren geht wahrscheinlich gar nicht. Das Buch kann ebenso als Helferlein für Lesefaule fungieren, die sich möglichst rasch und umfassend über den Gegenstand Kenntnis verschaffen möchten, als auch für solche, die das eine oder andere nachschlagen wollen. Ein Thema anhand von Fragen abzuarbeiten ist in der Buchreihe ‚Die 101 wichtigsten Fragen’ Programm. Gestartet wird hier mit der naheliegenden Frage „Bedeutet Nippon Japan?“ und endet mit einer, die wohl jeden und jede umtreibt: „Was bringt die Zukunft?“ Außer Enttäuschungen und Zahnverlust noch Unangenehmeres? Vielleicht ganz gut, dass sich noch nicht Geschehenes nicht so einfach festlegen lässt.
In der Zwischenzeit kann man sich über eine Menge Sachen kundig machen und erfährt zum Beispiel, dass Japan 6852 Inseln (S. 33) umfasst. Einige davon freilich in Handtuchgröße. Durchschnittlich 400 Erdbeben pro Tag (S. 35) sind kein Schmutz und 19 aktive Vulkane auch nicht ohne. Dass die allenthalben herumstehenden jidōhanbaiki in Summe so viel Strom verbrauchen wie ein großes Kernkraftwerk erzeugt (S. 42), gibt zu denken; dass die Verfasser die Ansicht vertreten, Uran sei billig und reichlich verfügbar (vgl. S. 137), auch. Nicht erst die jüngsten Ereignisse (Frühjahr 2011) stellen einmal mehr unter Beweis, dass die wahren Kosten der sogenannten friedlichen Nutzung der Kernenergie eben nicht den blumigen Ausmalungen während einer Schönwetterlaune entsprechen. [Die schärfste Kritik an der AKW-Betreiber-Lobby äußerte unlängst Kamanaka Hitomi während einer TV-Talk-Runde: „They keep saying on television that it’s safe, there’s nothing to worry about. I regard this as criminal.“ (zitiert auf www.japanfocus.org)]
Die horrenden Ausbildungskosten in Japan, die einen Haushalt von Durchschnittsverdienern durchaus in Schwierigkeiten bringen können (S. 74), bekommt man selten so deutlich vor Augen geführt. Der bedenkliche Anstieg der Kinderarmut (S. 77) und die Zunahme an NEET (S. 83), einer Problematik die etwa auch in Österreich an Bedeutung gewinnt, kontrastieren mit einer beeindruckend geringen Verbrechensrate. Bemerkenswert auch der seit Jahren auf geringem Niveau stabile Frauenanteil in der Politik (S. 117) und die nahezu vollständige Durchdringung der Gesellschaft mit der Technik der erweiterten Mobiltelefonie. „In Japan benutzt jeder, der physisch dazu in der Lage ist, das Handy (…)“(S. 132). Im Übrigen auch um Romane zu lesen oder sie zu schreiben (S. 144 f.).
Der Welterfolg etlicher Aspekte der japanischen Populärkultur zählt zu den erstaunlichsten Phänomenen überhaupt. Wenn man bedenkt, dass gegen die Kulturhegemonie der USA schwer anzustinken ist. Was man als Nationalsport Japans ansprechen muss, wenn man Zuschauerzahlen von Übertragungen von Baseballspielen und Sumo-Turnieren miteinander vergleicht, ist auch klar. Und die Idee der „lebendigen Nationalschätze“ ist sowieso superb. Dass die sogar die Franzosen abgekupfert haben (S. 154) wusste ich bis anhin nicht.
Gutes Buch. Für Japan-Aficionados ein Muss! [Allein das Inhaltsverzeichnis stimmt ab Frage 23 nicht mehr mit der im Buch vorzufindenden Paginierung überein. Die Folgeauflagen werden diesen einzigen Lapsus sicher bereinigen.]



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