Denken in Japan

Buchtitel: Denken in Japan [Originaltitel: Nihon no shisoo]
Autor: Masao Maruyama
Verlag, Erscheinungsjahr: Suhrkamp, 1988
ISBN 3-518-11398-4

Möglicherweise auch ein Klischee: Wer sich mit japanischer Philosophie beschäftigt, wird feststellen, dass er kaum einer Begrifflichkeit habhaft wird, die über die Zeit mit gleich bleibendem Bedeutungsinhalt tradiert worden wäre. Abgesehen davon, dass das für die Sprache als Ganzes gilt (Bedeutungsverschiebung, -erweiterung, -reduktion einzelner Wörter) und in allen Sprachen zu beobachten wäre, geht es mir hier um bestimmte (Wert-) Vorstellungen oder, meinetwegen: Axiome. [Puristen mögen einwenden, in der europäischen Philosophiegeschichte verhält es sich auch nicht anders, wenn man beispielsweise Begriffe aus dem Altgriechischen mit dem Verständnis dieser Begriffe im 19./20. Jahrhundert vergleicht. – Naja, wurscht! Allerdings habe ich im Japanischen noch nicht so bezaubernde Gedankengänge wie das chinesische wu wei, das reichlich missverständlich mit “Handeln durch Nicht-Handeln” übersetzt wird, gefunden. – Liegt wahrscheinlich auch an meinen noch eher bescheidenen Kenntnissen darüber.]
Das Buch versammelt drei, in den 1950er und 60er Jahren im japanischen Original erschienene Aufsätze des ehemaligen Professors für politische Wissenschaften an der Todai in Tokio und dürfte Wissenssoziologen eher ansprechen als Philosophiestudenten. Vor allem der erste Aufsatz (ident mit dem Buchtitel) skizziert kursorisch die Entwicklungen des japanischen Denkens bis in die 1950er Jahre (und ist damit aus heutiger Sicht natürlich leicht angestaubt).
“In Japan hat sich keine als Kristallisationspunkt oder Koordinatenachse dienende geistige Tradition zu bilden vermocht, die die Vorstellungen und Ideen der verschiedenen Epochen ohne Ausnahme zueinander in Beziehung gesetzt hätte und im Verhältnis zu der sich alle weltanschaulichen Positionen – gegebenenfalls auch durch Negation – selbst geschichtlich eingeordnet hätten.”(S. 23)



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