Japan und Japaner verstehen

Buchtitel: So sind sie, die Japaner
Autorinnen/Autoren: Sahoko Kaji, Noriko Hama, Robert Ainsley, Jonathan Rice [Aus dem Englischen von Alexander Schwarz]
Verlag, Erscheinungsjahr: REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump, 2017
ISBN 978-3-8317-2877-0

Naja, noch so eins. Dieser Kompendien, die ein wenig auf halblustig „Völkerverständigung“ betreiben, vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass völlig frei von Ressentiments ohnehin niemand wandelt. Dem Gegenteil, die widerspruchsfreie Übernahme jedweder Manierlichkeit eines anderen Kulturkreises als des vorgestellten eigenen, haftet der Geschmack von Anbiederung oder Idealisierung an. Was einen in puncto „Austausch auf Augenhöhe“ auch nicht wirklich weiterbringt.
Das englische Original ist als Band der Reihe „Xenophobe’s guide“ erschienen, was natürlich ironisch zu verstehen ist. [Obwohl, man sollte es nicht für möglich halten, auch die Xenophobie geht auf Reisen und das vorzugsweise in Gruppen!] Zu lesen ist die Sache sehr kurzweilig und kann als eine Handreichung für Leute betrachtet werden, die sich noch nicht sehr mit Japan und seinen Menschen befasst haben und sich Einschlägigeres nicht unbedingt aufladen wollen. Ob es einem jodelnden Japaner in Sepplhosen leichter gelingen mag über Oberbayern und traditionellen Trachtenaufläufen hinaus als authentisch Volkstümelnder Anerkennung zu finden als einem europäischen Sehnsuchtsjapaner ebendort in Japan – diese Frage scheint anhand der rigiden Unterscheidung von uchi und soto, wie die Verfasser gleich eingangs erläutern, entschieden. [Wobei natürlich nicht die kecke Behauptung in den Raum gestellt wird, uns wäre das Auseinanderhalten von WIR und DEN ANDEREN nicht auch geläufig.]
Man erfährt einiges über Verhaltensweisen und Besonderheiten, die Attraktivität von nure ochiba, Japans Putzfimmel und Toiletten-High-Tech, dass Japaner die amtierenden Vize-Weltmeister in Pilleneinwerfen (nach den US-Amerikanern) sind, in keinem Land der Erde so viele Karten verschickt werden, trotz blízpost und der wahre Volkssport ekiden heißt, was als Langstrecken-Staffelrennen betrieben wird. Allein das Kapitel über „Geschäftspraktiken“ lässt ein wenig aus, vermisst man doch Hinweise auf pawa hara, in der Bedeutung von „power harassment“, eine Unart die, verfolgt man das Anwachsen diesbezüglicher Literatur in der Forschung, epidemisch um sich zu greifen scheint.



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