Japanisch-koreanische Konsultation

Für Montag und Dienstag dieser Woche war in Tokio eine Gesprächsrunde zur Klärung der Takeshima-/Dokdo-Frage angesetzt, auf welcher die Delegationen beider Länder lediglich in einem einzigen Punkt Übereinstimmung erzielten: Nämlich im kommenden September weitere Gespräche führen zu wollen.
Gegenstand der Verhandlungen wäre es, eine völkerrechtlich gültige Abgrenzung der so genannten exklusiven Wirtschaftszonen Japans und der Republik Korea in dem Seegebiet um die umstrittene Inselgruppe Takeshima / Dokdo zu erreichen. Über einen Zeitraum von vier Jahren (1996 – 2000) war ein permanenter Austausch bereits ohne Ergebnis geblieben. Dass es den Konflikt überhaupt gibt, mag auch daher rühren, dass in den völkerrechtlich verbindlichen Dokumenten, die das Fundament für die Nachkriegsordnung Japans bereiteten (Kapitulationsurkunde, Friedensvertrag von San Francisco), zwar die Grenzverläufe Berücksichtigung fanden, aber auf diese Region offensichtlich vergessen worden ist. So müssen sich heute Japan und Korea allein zusammenraufen, was mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden scheint. (Die Anrufung eines internationalen Schiedsgerichts wird vor allem von Korea abgelehnt. Das Land hat bis zu seiner Teilung und darüber hinaus nicht immer gute Erfahrungen mit solchen Instanzen gesammelt.)
Es beginnt schon damit, dass über die Basispunkte, von denen aus die Seemeilen der exklusiven Wirtschaftszonen jeweils zu messen wären, Uneinigkeit herrscht. Außerdem wurde jüngst zur Streitfrage erhoben, ob Takeshima / Dokdo als Inseln oder lediglich als Felsen / Riffe anzusprechen wären. Gemäß der UN-Konvention über das Seerecht können unbewohnte Eilande nicht zur Grenzziehung der besagten Wirtschaftszonen herangezogen werden. [Korea unterhält auf Dokdo einen winzigen Marinestützpunkt.]
Die japanische Delegation wurde von Ichiro Komatsu, die koreanische von Park Hee-kwon angeführt; beide sind hochrangige Vertreter der Außenministerien der beiden Staaten. Die japanische Seite bemühte sich, eine Art Frühwarnsystem zu initiieren, das immer dann in Funktion treten soll, wenn einer der beiden Staaten maritime Forschungsfahrten in das Gebiet zu entsenden ankündigt. Auf diese Weise sollten Missverständnisse und vor allem Marineinterventionen vermieden werden. Die koreanische Seite betonte, diesbezüglich mit keinem Verhandlungsmandat ausgestattet zu sein. Indes hat Korea eine Forschungsfahrt für Juli angekündigt. Wenn dann auch noch Japans Premierminister Koizumi seinen für 15. August lancierten Kotau am Yasukuni-Schrein wirklich wahr macht, wird die Beziehung zwischen den beiden so wichtigen ostasiatischen Staaten Japan und Korea einen neuen, vermeidbaren Tiefpunkt erreichen.

Quellen:

[The Korea Herald] EEZ negotiators head to Tokyo (Lee Joo-hee), 12.06.2006
[The Asahi Shimbun] Tokyo, Seoul start talks to hash out EEZ, 12.06.2006
[The Japan Times] South Korea draws a tougher line as EEZ talks reopen (Reiji Yoshida), 13.06.2006
[The Korea Herald] New EEZ talks scheduled for Sept. (Kim Ji-hyun), 14.06.2006
[The Japan Times] Tokyo, Seoul end EEZ negotiations in a stalemate (Reiji Yoshida), 14.06.2006

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.