Herr Chiune Sugihara
Was wird nicht alles zur Heldentat stilisiert, was bei Sinnen betrachtet nur ein törichtes und abstoßendes Tun kaschiert? In einer Zeit, in der das Töten so allgemein wird, dass es die Knechte und Handlanger der Untaten abstumpft und unverzeihlich macht, gerade nicht den Blick abzuwenden und Menschenleben zu retten, erscheint als wahre Heldentat.
Im Jahre 1939 wurde Herr Chiune Sugihara als Diplomat nach Litauen beordert. In den baltischen Staat hatten sich nach Deutschlands Überfall auf Polen zahlreiche Juden geflüchtet. Im Verein mit einem holländischen Diplomaten (Jan Zwartendijk) wurde ersonnen, Einreisevisa für die niederländische Besitzung Curaçao in der Karibik zu fingieren. Durchreisevisa für Japan sollten dazu dienen, eine Ausreise über die Sowjetunion durch Sibirien zu erleichtern. Als Sugihara sein Außenministerium in Tokio diesbezüglich um Genehmigung anging, erntete er eine Abfuhr. Dessen ungeachtet legitimierte er Reisepapiere durch Stempel und Unterschrift. Nach Kriegsende wurde er für diese Widersetzlichkeit aus dem diplomatischen Dienst Japans suspendiert.
Schätzungen gemäß hatte Chiune Sugihara zwischen 4000 und 6000 Menschen das Leben gerettet. Der Staat Israel hat ihn dafür hoch geehrt. In der Gedenkstätte Yad Vashem wird an ihn als einen “Gerechten unter den Völkern” erinnert. Ein Jahr vor seinem Tod wurde ihm der Friedenspreis der Stadt Nagasaki zuerkannt.
[Vgl.: Dambmann, Gerhard: Gebrauchsanweisung für Japan. München, 2. Aufl. 2004, S. 177 f.
Reitz, Thomas P.: Chiune Sugihara (1900 – 1986), www.shoa.de/content/view/454/1/
(Zugriff am 19.01.2006)]