Koreanisch-japanischer Kraftlackel
Filmtitel: Fighter in the Wind
Darsteller: Yang Dong-kun, Kato Masaya, Hirayama Aya
Regie: Yang Yun-ho
Produktionsjahr: 2004
Okay, das ist kein japanischer Film! Aber immerhin geht es um die Lebensgeschichte von Oyama Matsutatsu. Und den kennt in Japan wohl jeder. Als ich selbst noch kampfsportmäßig unterwegs war, also irgendwann im vorigen Jahrtausend, galt uns Oyama als das, was heutigentags Kanazawa Hirokazu repräsentiert: Als der ranghöchste ehrenwerte Meister seiner Zunft. Ich muss aber gestehen, ich habe nicht gewusst, dass Oyama eigentlich Koreaner war. (Er starb 1994, obwohl Nichtraucher, an Lungenkrebs.)
Der Film ist – na ja, eine Durchmischung gelungener mit weniger gelungenen Momenten. Und, was im asiatischen Film durchaus nichts Außergewöhnliches ist, auf Slapstick folgt ein ziemlich brutales Szenario. Gedreht wurde großteils im Studio und in Japan (Außenaufnahmen). Es gibt nicht nur böse Japaner (dargestellt von Kato Masaya), sondern auch liebenswerte Japaner(innen). In letzterem Fall personifiziert durch Hirayama Aya in der Rolle der Youko. Zu den, für meinen Geschmack, bezwingendsten Augenblicken, zählt eine flüchtige Kussszene zwischen dem in einem Waschzuber hockenden Bae-Dal (Oyamas koreanischer Vorname) und Youko.
Der männliche Hauptdarsteller Yang Yun-ho ist nicht nur Schauspieler, er singt auch. [Gott sei dank nicht in diesem Film! Das scheint in Asien überhaupt zu grassieren, nämlich zu schauspielern und zu singen. Karen Mok singt und leider auch Maggie Cheung. Nur die Japanerinnen halten sich offensichtlich noch vornehm zurück. Nicht auszudenken, wenn als nächstes Chiaki Kurayami mit einem Song antänzeln würde.]
Komisch, dass Choi Bae-Dal als Koreaner bei den Japanern ein Fliegerass werden wollte. Die Beziehungen zwischen den beiden Nationen sind wirklich reichlich kompliziert. [Der Vater der koreanischen Nationalhymne, der in Südkorea lange Zeit als lupenreiner Patriot gegolten hat, war in der Besatzungszeit und darüber hinaus auch ein ausgewiesener Japanfreund.] Nach dem Krieg bleibt Bae-Dal unter Koreanern in Japan, legt sich mit Handlangern der Yakuza und den GIs an und beschließt, nachdem sein Mentor Opfer eines feigen Mordanschlags wird, sich in die Berge zurückzuziehen und Kampfsport zu trainieren. Mit dem Aussehen eines Waldschratts kehrt er aus der Wildnis zurück, nennt sich von da an Oyama Matsutatsu und prügelt sich zum unbestrittenen Meister der japanischen Kampfkünste hoch.
Inwieweit authentische Lebensstationen des echten Oyama Matsutatsu in den Film eingeflossen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Zeitweilig ein bisschen sehr klischeehaft wirkt es schon. Beispielsweise der Pachinko-Automat einer Schlüsselszene: Mit seinem vorsintflutlichen Dastehen hätte der nicht einmal in die 1920er Jahre gepasst Der vierschrötige, leicht schwankende Haudrauf, ist Oyama nicht gewesen. Dass er den Amis die Gesichter lang werden ließ, als er während eines USA-Aufenthaltes deren Kampfsportkapazunder der Reihe nach auf die Matte schickte oder spektakuläre Schaukämpfe absolvierte (u.a. Bruchtest mit acht Eisblöcken), sollte nicht vergessen lassen, dass er eine eigene Karate-Schule gegründet hat (Kyokushin Karate) und die Selbstdisziplin der Sportler als einen Beitrag zum Weltfrieden erachtete.
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