Umfangreiches Nachschlagewerk

Buchteitel: Japan-Glossar. Informationen zur Landeskunde
Autor: Klaus-Dieter Böhm
Verlag, Erscheinungsjahr: be.bra 2010
ISBN 978-3-937233-61-1

Ein Handbuch, das verdichtet relevante Informationen über Japan versammelt, sagen wir wie es „Das große China-Lexikon“ (nicht nur) für Sinologen liefert, ward deutschsprachigen Leserinnen und Lesern bislang nicht geboten. Mit dem vorliegenden Japan-Glossar ist diese Lücke zwar nicht geschlossen, aber immerhin erheblich verengt worden. Relativ wenig Hintergrund zur gesellschaftspolitischen Struktur der Gegenwart anzuführen ist denn auch so ziemlich das einzige Manko, das man dem gewichtigen Buch ankreiden könnte. Aufgebaut ist es als Nachschlagewerk, das zu den Themen Alltag, Erdkunde, Geschichte, Kultur, Medien, Quellenwerke, Religionen und Sprache in jeweils weiteren Unterkapiteln detailliert Auskunft erteilt. Innerhalb der Wort- und Begriffserklärung wird so aufeinander verwiesen, dass es regelrecht zum Einlesen verführt. Die japanische Terminologie ist in romaji wiedergegeben, dass keine Übertragung in kanji erfolgt, mag man (= der Mensch vom Fach) allenfalls bei sehr speziellen oder seltenen Fachbegriffen bedauern. Die ebenso zweckdienlichen Literaturhinweise rekurrieren auf Quellen von hoher Verfügbarkeit, was es erheblich erleichtert das eine oder andere von Interesse zu vertiefen.
Aus dem Buch erfährt man eine Menge. Etwa weswegen es nicht angezeigt ist das Schälchen beim Sake-Trinken mit der linken Hand zum Mund zu führen (S. 156), was Japaner von der Heurigen-Stelze halten (S. 155), was ein ‚minka’(S. 177 f.) ist [Nein, kein Stubentiger!], warum Frauen, die ‚naginatajutsu’ üben, sich darauf verstehen Unholde auf Distanz zu halten (S. 324), was man beim ‚seppuku’ beachten sollte, um die Chose richtig anzufangen (S. 330), in welcher Stadt den ‚ninja’ ein eigenes Museum eingerichtet ist (S. 302), welche Enzyklopädie an Missgeschicken man als gaijin unter Umständen (und Umstehenden) verantworten zu müssen Gefahr läuft (S. 347 ff.), welche Feste man besser nicht versäumt (S. 350 ff.), wie das mit dem Sumo so läuft (S. 423 ff.) und der ‚mawashi-geri’ beim Karate wörtlich genommen, vielleicht nicht gerade der höflichste Tritt ist, welche Kunstfertigkeit die Welt Ono no Imoko zu verdanken hat (S. 439), über das Formenspiel der japanischen Literatur, japanische Musik- und Instrumentenkunde, dass ‚bunraku’ seit 2003 zu den immateriellen Kulturgütern, die in die UNESCO-Liste aufgenommen werden, gehört, warum ‚onna-kabuki’ verboten wurde (S. 500), etc.

Die eine oder andere Illustration wäre vielleicht nicht ganz fehl am Platz gewesen, wurde aber vielleicht auch aus verlagstechnischen Gründen zurückgehalten. Dennoch: Die Fülle an Wissen, die der Autor hier zusammengetragen hat, beeindruckt schwer. Für alle Japan-Freunde und die, die es noch werden wollen, wie man so sagt, ein Must-Have!



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