Wie man Mangaka wird

Buchtitel: Ein Zoo im Winter
Autor: Jiro Taniguchi [Aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand]
Verlag, Erscheinungsjahr: Carlsen, 2010
ISBN 978-3-551-75284-0

Man stelle sich einen Comic vor, in dem überhaupt nichts Spektakuläres passiert, keine behämmerten Superhelden fuhrwerken oder Bombast & Gewaltexzesse ins Bild gesetzt werden, in dem einfach ein Handlungsstrang in einer Welt abgebildet wird, die so der existierenden gleicht, dass man meint, sie (und sich in ihr) wiedererkennen zu können. Damit ist das bravouröse Schaffen Taniguchis schon deutlich charakterisiert. Die in einem unaufgeregten Duktus verlaufenden Bildergeschichten wecken Empathie. Der Protagonist von „Fuyu no dobutsuen“ ist der Held eines Entwicklungsromans, wie ihn (fast) jeder einmal durchmacht, am Start der eigenen Berufskarriere.
Der junge Hamaguchi wechselt von Kyoto nach Tokio, vom Kontor eines Stoffhändlers in das Atelier eines Mangaka und mit der Unterstützung einer kränklichen Freundin vermag er nach zähen Lehrjahren seinen ersten eigenen Manga zu realisieren. Dazwischen bekommt man einiges vom Stress und der Selbstausbeutung von Künstlerexistenzen mit und kriegt verklickert, dass jedem Erfolg harte Anstrengungen vorausgehen müssen. Nichts ist ein Geschenk, das sich von selbst versteht, selbst Zuneigung und Verständnis der einem besonders wichtigen Menschen wollen errungen werden. Und wenn einem die zum Abschied ein „ganbatte kudasai“ mit auf den Weg geben, ist das natürlich nicht als Affront, sondern als Zuspruch gedacht.
Wunderbares Buch!



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