Festschrift Irmela Hijiya-Kirschnereit

Buchtitel: Irmela Hijiya-Kirschnereit zu Ehren. Festschrift zum 60. Geburtstag
Herausgeberinnen: Judit Árokay ; Verena Blechinger-Talcott ; Hilaria Gössmann
Verlag, Erscheinungsjahr: Iudicium, 2008
ISBN 978-3-89129-960-9

Mit dieser Gabe wird der Doyenne der Japanologie in Deutschland verdiente Ehrung zuteil. Ist es doch nicht zuletzt ihrem und ihrer Fachkollegenschaft Wirken zu danken, die Profession der Japanologie heute als feste Größe im Konzert der Wissenschaften verankert zu wissen. Allein die Liste der Gratulanten versammelt ein eindrucksvolles Who’s who der internationalen Szene und verdeutlicht, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in erster Linie Netzwerker sind, die sich über alle Distanzen hinweg auszutauschen pflegen. Von einer ‚splendid isolation’ der Wissenschaftlerzunft kann wirklich keine Rede sein.
Kennzeichen von Festschriften der universitären ‚scientific community’ ist die Zusammenführung profunder Abhandlungen, die einen Brückenschlag zu den Forschungsschwerpunkten des – oder wie im vorliegenden Fall – der Gewürdigten herstellen. Somit dienen sie auch als willkommene Ergänzung zu den üblichen Publikationsmöglichkeiten und finden ebenso Eingang in den Zitationskanon wie eben diese. Dem interessierten Laien ist damit ein Potpourri an verschiedenen Themensetzungen in die Hände gegeben, das ihn allein durch seine Vielfältigkeit zu beeindrucken vermag. Eigentlich unmöglich, sich in solcher Auswahl nichts zu finden, was einen anspricht. Vorausgesetzt natürlich, man teilt ein ausgeprägtes Faible für Japan, das sich nicht auf Mangas und cineastische Schwärmerei beschränkt.
Im Folgenden sei daher auf einige der in deutscher, englischer und japanischer Sprache verfassten Aufsätze dieses Buches näher eingegangen:

Hilaria Gössmann widmet sich in ihrem Beitrag der Darstellung japanisch-koreanischer Liebesbeziehungen in Fernsehdramen. Erstaunlich, was aus dem Genre Soap der Entwicklung des nicht gerade unkomplizierten japanisch-koreanischen Verhältnisses entnommen werden kann.
Uwe Schmitts Erfahrungen mit der ‚Japanese Language School’ in Washington dürften für Elternteile in Mischehen aufschlussreich sein, die ein vitales Interesse daran setzen, dass ihren Kindern das Japanische nicht abhanden kommt.
Die wachsende Bedeutung interkultureller Wahrnehmung am Beispiel Japans vermittelt Klaus Antoni in seinem Aufsatz.
Wolfgang Schamoni stellt Matsuura Takeshirō vor, der sich in der Zeit seines Wirkens (19. Jhdt.) als erstaunlich aufgeschlossen gegenüber den Problemlagen der Ainus erwies und die Pressionen, unter denen die japanischen Ureinwohner zu darben hatten, unzweideutig anprangerte. Neben Kindaichi Kyōsuke, dem Begründer der Sprachwissenschaft der Ainu-Sprache, einer der raren Fürsprecher dieses Volkes.
Judit Hidasi liefert in ihrer konzisen Arbeit „Context in Japanese Culture and Communication“ den Schlüssel für das Verständnis der Japanischen Kultur. Selten einen derart sachlichen und treffenden Essay zum Thema gelesen.
Günter Haasch vergleicht japanisches und deutsches Brauchtum und schlachtet dabei eine heilige Kuh: So total anders sind die Japaner gar nicht.
Sven Saaler beleuchtet die japanische ‚Statuen-Manie’, die seit der Meiji-Restauration ungebrochen anhält und manchen Ironiker zu der Bemerkung veranlasst hat, sogar „Katzen und Schöpfkellen“ würden Statuen errichtet (S. 360).
Lee Eun-Jeung bietet einen Blick auf ein bewegtes Kapitel der an Verwerfungen nicht gerade armen koreanischen Geschichte: Der Russisch-japanische Krieg in der Stimmungslage koreanischer Intellektueller. Auf dreizehn Seiten erhellt dazu mehr als aus mancher Monographie.
Yoriko Yamada-Bochynek stellt das von ihr entwickelte e-Learning-Programm zum Erlernen der Kanji vor. Der Ansatz mutet so simpel wie genial an: Ausgehend von der Tatsache, dass Chinesen beim Japanischerwerb am schnellsten sind, sollte zunächst auf ein „Sinisieren des Gehirns“ abgehoben werden.
Mit Christoph Geissmar-Brandi hält auch noch Feyerabend’scher Witz in dieses großartige Werk Einzug. Er bietet „Eine kleine Hilfestellung zum Kochen mit Reis“(S. 529 ff.) Selbstverständlich mit brauchbaren Rezepten als Beigabe.

Kultur- wie literaturwissenschaftliche, politologische, soziologische und ethnologische Abhandlungen finden sich in diesem Buch, von dem abschließend gesagt sei: Es darf auch als Einladung verstanden werden sich auf Japanologie als Lebensentwurf und/oder Forschungsschwerpunkt einzulassen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Irmela Hijiya-Kirschnereit neben ihrer eigenen, umfangreichen Publikationstätigkeit als Lehrstuhlinhaberin selbst zahlreiche Arbeiten von Fachkolleginnen und –kollegen angeregt und betreut oder ihnen den Weg gewiesen hat, ein passendes Surplus.



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