Tipps für Japan-Reisende
Buchtitel: Japan
Autorin: Barbara Lange
Verlag, Erscheinungsjahr: Walter-Verlag, 1984
ISBN 3-530-50250-2
Dieses Buch ist im regulären Buchhandel vergriffen!
Man könnte sagen, so alt wie die Zeitung von vorgestern ist ein Reiseführer aus dem Jahre Schnee allemal. Also wozu so was zur Hand nehmen? Nun, Reiseführer bieten einen je eigenen Blick auf das Land und mit gleich mehreren ihrer Sorte hält man eben eine gewisse Vielstimmigkeit über eine bevorzugte Destination in Händen.
Auf den vorliegenden, im festen, silbergrauen Einband der wohlfeilen Reihe Walter-Reiseführer, bin ich zunächst indirekt aufmerksam geworden. Der in gleicher Aufmachung erschienene Band von Gerhard Oberzill über Südkorea (1987 erschienen), ist ein auch heute noch brauchbares Vademekum zum Thema in deutscher Sprache (in der die monographische Literatur über Korea generell als sehr überschaubar bezeichnet werden darf).
Das Buch von Barbara Lange enthält eine Fülle an Informationen, die es, auch mit dem zeitlichen Abstand, der seit seinem Erscheinen anwächst, als außergewöhnliches bewahren. Allein die ersten 160 Seiten bieten Details und Verweise zu Gesellschaft und Geschichte Japans, auf die man in umfangreicheren Reisehandbüchern selten stößt. Den Sarkasmus über gewisse, sich zwischenzeitlich allmählich verwandelte Eigenheiten (den Golf-Spleen der Japaner oder die unterqualifizierte Beschäftigung hochqualifizierter Frauen etwa) darf man getrost ironisch lesen. Die Verfasserin ist nicht nur eine intime Kennerin der Sachlage, sondern ebenso eine, deren Wertschätzung für Land und Leute sie gar nicht verhehlt. Auch, weil sie die dunklen Seiten der japanischen Vergangenheit nicht einfach ausblendet.
Den Hinweis, dass der japanische Krimi-Autor Seiichi Morimura Wesentliches zur Erinnerung der Gräueltaten der berüchtigten Einheit 731 beitragen hat, lese ich hier zum ersten Mal. Über Toyotomi Hideyoshis Herkunft aus einfachsten Verhältnissen (der darum auch nicht den Titel ‚shogun’ tragen konnte) muss ich bislang immer hinweg gelesen haben. Dass Tokugawa Ieyasu, der restriktiv gegen Ausländer vorging, sich einen englischen Berater hielt – Will Adams, alias Miura Anjin – sollte man sich gelegentlich vor Augen führen (ohne dabei an den amerikanischen Schauspieler Richard Chamberlain denken zu müssen). Dass der ‚Friedensvertrag von San Francisco’ den Beistand der USA für Japan auch für den Fall vorsah, dass das Land von innen her bedroht wurde (man weiß, welche Legitimation südamerikanische Militärs aus einem solchen Aviso zogen!), war mir auch noch nicht bewusst.
Tokios Flughafen Narita wurde 1978 nach langjährigen, geradezu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen eröffnet. Die so genannte Sanrizuka-Bewegung hatte schließlich, wie die Exekutivkräfte, Tote und Schwerverletzte zu beklagen!
Die Reisehinweise sind natürlich auch nicht schlecht. In Tokio das Kanda-Viertel besuchen! Allein 14 Hochschulen und Japans größte Buchhandlung von überhaupt, Sanseido, nehmen sich spektakulär aus.
Die auf der Noto-Halbinsel ansässigen Taucherinnen, die ‚Ama’, scheinen Verwandte der berühmten Meeresfrauen von Cheju-do, die man auf Koreanisch ‚haenyo’ nennt, zu sein.
Der Kiyomizu-Tempel in Kyoto bewahrt die wohl schwersten Quadratlatschen der Welt: zwei geta aus Gusseisen, die ein Riese freundlicherweise hinterlassen hat (wenn auch nicht ganz freiwillig, denn der Zwerg Issunboshi hat sie ihm abgenommen). Man erfährt, warum der Biwa-ko so heißt wie er heißt, dass sich der größte Krater der Welt, der Aso, zwischen Kumamoto und Beppu befindet, dass in der Stadt der Vogelfischer, Gifu, die Fischer anstelle von Netzen Kormorane benutzen, dass Ainu keine Japaner sind und Japaner ihre ethnischen Wurzeln wohl unter anderem in der Südsee haben (was Alex Kerr auch anhand architektonischer Strukturelemente nachweisen zu können meint).
Dass Preisangaben und Nächtigungsempfehlungen natürlich nicht mehr ganz up to date sind – wer möchte das bemängeln, angesichts der Tatsache, dass er ein wirklich famoses Buch in Händen hält? Sehr zu empfehlen!