Wie Lafcadio Hearn Japan empfand
Buchtitel: Das japanische Lächeln
Autor: Lafcadio Hearn. Aus dem Englischen von Berta Franzos
Verlag, Erscheinungsjahr: Deltus, 2006
ISBN 3-86552-052-9
Die ursprüngliche Ausgabe dieses Buches stammt aus dem Jahre 1911. So löblich es ist, damit wieder ausgewählte Arbeiten Lafcadio Hearns deutschsprachigen Lesern zugänglich zu machen, so sehr ist es zu bedauern, dass dem Buch keinerlei Begleittext beigegeben wurde. Das Vorwort von Stefan Zweig ist ganz in der Prosa seiner Zeit verfangen, die larmoyant zwischen Betulichkeit und Pomp oszilliert und sich auf heutige Gemüter eher schwer verdaulich niederschlägt. Wenn wir davon einmal absehen, wäre die Lebensgeschichte von Lafcadio Hearn (1850 – 1904) es allemal wert gewesen, ihrer ausführlicher als mit ein paar blumigen Worten zu gedenken. Hearn, halb Grieche, halb Ire, hielt sich seit 1890 bis zu seinem Ableben 1904 in Japan auf. Die Tatsache, dass er nicht bald nach seiner Ankunft krankheitshalber den Löffel schmiss, hatte er der aufopfernden Pflege seiner japanischen Ehefrau, Koizumi Setsuko, zu danken. Er wurschtelte sich als Lehrer der englischen Sprache durch, nahm den Namen seiner Gattin an und nannte sich fürderhin Koizumi Yakumo. 1895 wurde ihm die Ehre zuteil, in den Genuss der japanischen Bürgerrechte zu kommen, was seine Einkommenslage ironischerweise schlagartig verschlechterte. [Die ersten Jahrzehnte der Meiji-Ära hatten noch lange nicht diesen restriktiven Charakter, den die japanische Gesellschaft dann – und nicht nur für Ausländer – in den 1920er Jahren gewann.] Hearns emphatischer Blick auf den japanischen Teil der Welt wusste das Japan-Bild in Europa nicht unwesentlich zu beeinflussen. [Darin vielleicht den Wirkungen des Arztes und Forschungsreisenden Engelbert Kaempfer im 18. Jahrhundert verwandt.] Seine unverhohlene Zuneigung dem Land und seinen Menschen gegenüber ist allerdings vor dem Hintergrund zu bedenken, dass ihm die Zeit seines Aufwachsens in Irland und seine Wanderjahre in den USA sehr hart angekommen sind.
In dem vorliegenden Buch berichtet er unter anderem über seinen ersten Tag in Japan. (Eine Fahrt in der Rikscha, die, mehr oder weniger nahe liegend, kuruma genannt wird, expediert ihn aus dem europäischen Viertel Yokohamas.) Er erzählt von verschiedenen Festen, gibt seine Eindrücke der Landschaften wider, berichtet von seinem Lehrerdasein und lässt sich vom Gärtner Kinjurô über Japans Geister und Kobolde aufklären, an die natürlich niemand glaubt, deren Existenz offen anzuzweifeln sich freilich aber auch niemand herablässt. Schließlich kann man nicht wissen, ob einem in einer Winternacht nicht die riesenhafte yuki-onna begegnet, oder, bedeutend unangenehmer, ein tanuki-bôzu, ein tanuki (Dachskobold) in – brrrr! – Priestergestalt.
Für alle die an der Begegnung vergangener Generationen mit Japan interessiert sind eine recht kurzweilige Lektüre.
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