Nihon no kōko-gaku
Buchtitel: Archäologie in Japan. Umbrüche und Kontinuitäten
Herausgeber: Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin [Übersetzungen: Gabriele Kastrop-Fukui ; Stefan B. Polter]
Verlag, Erscheinungsjahr: Iudicium, 2006
ISBN 3-89129-947-8
Dieses Buch reicht die Essenz einer Tagung japanischer wie deutschsprachiger Archäologen nach. Es fand als erstes Treffen seiner Art 2004 in Berlin statt und angesichts der wachsenden Komplexität zeitgenössischer archäologischer Forschung wäre eine Fortsetzung oder gar Intensivierung des Austausches wünschenswert. [Jemand hat einmal den state of the art heutiger Ausgrabungstechnik auf das Niveau der Gefäßchirurgie gehoben, was angesichts des technologischen Aufwands kein gering schätzender Vergleich ist!] Den Charakter dieser ersten Begegnung widerspiegeln auch die Beiträge des Bandes. Ihnen entspricht eine eher umfassendere Sicht der Dinge, als dass sie allzu sehr die Hineinversenkung ins Detail zelebrierten. Von den originär deutschsprachigen Aufsätzen ist vor allem jener von Werner Stöckli (Universität Bern) hervorzuheben, der eine Handhabe zur schwierigen Herangehensweise an Chronologie und Periodisierung der europäischen Vorgeschichte entwirft. Des Weiteren erinnert Michael Baales (Westfälisches Museum für Archäologie) Beitrag an die teilweise dramatischen Turbulenzen der Klimaentwicklung innert der letzten Jahrtausende. [Die Frage, welcherlei Beeinflussung tatsächlich von Menschenhand rührt und zweifelsfrei dingfest gemacht werden könnte, drängt sich dabei auf, führt aber aus dem Themenkreis dieses Buches hinaus.]
Tanabe Ikuo (vom nationalen Forschungsinstitut in Nara) stellt die rechtlichen Rahmenbedingungen archäologischer Aktivitäten in Japan vor. Die machen einen aus österreichischer Sicht neidvoll staunen. So wurden allein im Jahre 2002 in ganz Japan etwa 8700 Grabungen durchgeführt. Über 7000 Fachkräfte stehen im Rahmen gesamtstaatlicher und regionaler Verwaltungseinheiten zur Verfügung. Ausgewiesene Bodendenkmale befinden sich, anders als in Österreich, wo sich das Denkmalschutzgesetz nicht selten als erbärmlicher Papiertiger geriert, tatsächlich unter Schutz. Bautätigkeiten auf fundverdächtigem Gelände müssen zwei Monate vorher der Behörde gemeldet werden, die eine Prospektion anordnet und einen Baubeginn verzögern kann. Die anfallenden Kosten gehen zu Lasten des Bauträgers. [Und lassen wohl das Lächeln so mancher Bauherren gefrieren.]
Zwei Aufsätze (von Ono Akira und Inada Takashi) verhandeln Aspekte der Jungsteinzeit. Interessant für Mitteleuropäer: Was unseren Vorfahren der Feuer- oder Flintstein war, war den Menschen im steinzeitlichen Japan Obsidian (vulkanisches Glas), dessen scharfkantige Abschläge ebenso taugliche Klingen und Pfeilspitzen lieferte. Die Beiträge von Okada Yasuhiro, Okamura Michio und Tsuji Seiichirō beschäftigen sich jeweils mit der Jōmon-Zeit (benannt nach der Schnurband-Keramik). Harunari Hideji greift einen Aspekt des Übergangs von der Jōmon- zur Yayoi-Zeit (Einführung des Nassfeldreisanbaus) heraus: das allmähliche Verschwinden des Brauchtums der Zahnextraktion. Er führt das auf die wachsende Beeinflussung durch die Kulturation der koreanischen Halbinsel zurück. Diese Beeinflussung hat auch den Wandel von der Yayoi- zur so genannten Kofun-Zeit begleitet (Shiraishi Taichirō). Letztere ist die Ära der riesigen Grabhügel (kofun). Die Epoche des ersten zentralisierten Staates, als die Japaner von den Chinesen als Wa, bzw. Wo bezeichnet wurden und der ersten Hauptstadt, dessen Anlage nach chinesischen Vorgaben erfolgte, Fujiwara, durchstreift Tanabe Ikuo.
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