Anmerkungen zum Heike-Epos

Buchtitel: Von Helden, Mönchen und schönen Frauen. Die Welt des japanischen Heike-Epos
Herausgeber: Franziska Ehmcke u. Heinz-Dieter Reese
Verlag, Erscheinungsjahr: Böhlau, 2000
ISBN 3-412-04497-0

Für jemanden, dem das Nibelungenlied nie zur Identifikationslektüre wurde, mag die Gleichsetzung des japanischen Heike monogatari mit dem mittelhochdeutschen Heldenepos alles andere als überzeugend sein. Zum Glück wird in diesem Buch, das verschiedene Aufsätze zum Thema versammelt, nicht allzu penetrant darauf herumgeritten.
Wie jedes (japanische) Schulkind weiß, literarisiert das Heike-Epos die mörderischen Auseinandersetzungen der beiden Adelshäuser Heike (Taira) und Genji (Minamoto) während des 12. Jahrhunderts. Die ganze Geschichte ist in mindestens 90 [!] Textvarianten überliefert, vollständig ins Deutsche bislang jedoch nie übertragen worden. Die gängige Vortragsweise ist die Rezitation in Begleitung zur Kurzhalslaute biwa [Was sich in Anbetracht des Monumentalwerks möglicherweise etwas langwierig gestalten kann und wahrscheinlich nur mit einer umfangreicheren o-bentō-Box durchzustehen ist.].
Das Buch enthält fünf ausgewählte Erzählungen aus dem Epos in japanischer Schrift und deutscher Übersetzung. Betrachtungen zum buddhistischen Hintergrund, zur musikalischen Gestaltung der Rezitation, zum Werk als Inspirationsquelle für Darstellungen der bildenden Kunst usw. führen zuvor in die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte ein.
Eine Darlegung des gesamten Handlungsverlaufs wird einem darin freilich nicht geboten. Interessierten bleibt somit momentan nur, ihr Japanisch zu verbessern, um zu zeitgenössischen Gesamtausgaben des Heike-Epos in japanischer Sprache zu greifen oder sich in Geduld zu wiegen.



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