Rindfleisch-Horror

Das Verhältnis der Japaner(innen) zu amerikanischem Rindfleisch ist seit Jahren ein, zurückhaltend formuliert, nicht eben unschwieriges. Es böte Stoff für eine Operette in etlichen Aufzügen (solange letztere nicht von “Schindler” sind). Japanische Wissenschaftler vermochten bereits nachzuweisen, dass die spezifische Befindlichkeit des japanischen Magens hormonell getunte Steaks US-amerikanischer Provenienz ganz einfach nicht vertrüge. Dadurch abgeleitete Importrestriktionen wollten gefälligst als logische Folgerung und keineswegs als Schikane angesehen werden. Das Land mit den “höchsten Steakpreisen der Welt”(Gerhard Dambmann) versteht also in puncto Rindfleisch keinen Spaß! Andererseits weiß man auch, dass wo immer die USA auf Importbeschränkungen stoßen, sie ebenfalls keinen Spaß verstehen und alle Register ziehen (und alle möglichen Instanzen anrufen), um ihre segensreichen Hervorbringungen auch denjenigen nahe zu bringen, die gerne darauf verzichten würden [Stichwort: genmanipuliertes Saatgut]. Nach jüngsten Agenturmeldungen haben sich japanische und amerikanische Handelsvertreter darauf geeinigt, gewisse Hindernisse auf dem Weg zu Japans Herdplatten aus dem Weg zu räumen. Die Begeisterung der japanischen Konsumenten hält sich dem Vernehmen nach indes in Grenzen. Wenig enthusiastisch verkündete der japanische Wirtschaftsminister auf drängendes Fragen, kraft seines Amtes bliebe ihm wohl nichts anderes übrig, als amerikanisches Rindfleisch zu essen.

Quellen:
Fuster, Thomas: Wieder Rindfleisch auf japanischen Tellern. Ungebrochene Skepsis im Volk. Neue Zürcher Zeitung, Internationale Ausgabe, 29./30.07.2006, S. 10
1st post-ban U.S. beef hits Japan. Asahi Shimbun, 08.08.2006
Japan receives first batch of U.S. beef. [Wijers-Hasegawa Yumi] The Japan Times, 08.08.2006

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