Tokio-Begleiter für die Westentasche

Buchtitel: Tokyo Encounter
Verfasserin: Wendy Yanagihara ; Photographen: Anthony Plummer, Mariko Matsumura
Verlag, Erscheinungsjahr: Lonely Planet, 2007
ISBN: 978-1-74059-558-2

Ich weiß mich darin unschlüssig, was einen möglichen Aufenthalt in naher oder ferner Zukunft in Japans Hauptstadt angeht. Ich stelle mir Tokio als die größte Metropole der Welt vor (obwohl dieser Rang bekanntlich Chongqing in China zukommt) und das schreckt mich eher ab, als dass es mich anzieht. Da mag es gut sein, dass andere nicht genauso denken und sich nach Tokio aufmachen und einen Reiseführer darüber verfassen.
Der Autorin dieses Buches kommt es natürlich zupass, ihre Mutter als geborene Japanerin zu wissen. Und dass sie sich in der Region Ostasiens, bedingt durch längere Aufenthalte in verschiedenen Ländern, sehr gut auskennt. Dass sie, na ja, die koto spielen lernt, ist überhaupt das Allerlöblichste. Ihr Zugang zu Tokio ist ein recht entspannter und trotzdem entbehrt die Fülle an Hinweisen nicht der Sachlichkeit. Überhaupt: Diese Schwarte im Hosentaschenformat strotzt vor praktischen Tipps, die es dem Touristen und/oder Besucher der Stadt unmöglich langweilig werden lässt.
Tokio – das ist die Stadt der Superlative. Verzeihlich, dass der beigelegte Stadtplanfalter lediglich Ausschnitte, vor allem vom Zentrum (mit dem Palast der kaiserlichen Familie inmitten einer weitläufigen Gartenanlage) wiedergibt. Stadtteilausschnitte sind in den jeweiligen Kapiteln eingebunden. Einen Plan, der die Stadtfläche Tokios vollständig abbildet, gibt es wahrscheinlich sowieso nicht.
Die zahlreichen Photos spiegeln die Coolness schöner Menschen und einen entspannten bis leicht verschrobenen Way of Life (etwa: junge Frauen beim cosplay-zoku in Harajuku). Keine Spur davon, dass Tokio auch eine Stadt der hikikomori und des karoshi ist. Aber welcher gajin möchte sich auch freiwillig mit den Schattenseiten seiner erwählten Destination beschäftigen?
Das Entree des Buches bilden ausgewählte Highlights. Als unabdingbar würde ich einen Besuch beim Tsukiji Fischmarkt (S. 13), dem größten seiner Art auf der Welt, erachten. Sowie eine Schiffstour auf dem Sumida-gawa (S. 25). [Kudo Yukika hat in einem der wunderbaren Filme von Edgar Honetschläger vorgeführt, dass man durch Tokio mit dem Boot kommen kann, wenngleich manche Wasserwege unter den Schnellstraßenüberbauten förmlich verschwinden und man sich damit im Innern von Kanalröhren wähnt.]
Die Stadtteile werden kapitelweise vorgestellt. Etwa Asakusa, Ikeburo, Shinjuku, Akasaka & Roppongi usw. Adressen und Öffnungszeiten von Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Einkaufszentren etc. finden ebenso Berücksichtigung wie zahlreiche praktische Hilfestellungen. Z. B.: Die medizinische Versorgung ist eine der besten weltweit, allerdings auch eine der teuersten. Man sollte sich demnach gewiss sein, im Fall des Falles ganz gehörig zur Kasse gebeten zu werden, wenn man es unterlässt, sich für den Zeitraum seines Aufenthaltes mit einer entsprechenden Versicherung auszustatten.
Die Dos and Don’ts sind verblüffend knapp gehalten (eine halbe Seite: S. 185). Dabei ist doch wohl kaum eine Gegend vorstellbar, in der man als Langnase mit größerer Verlässlichkeit in den Fettnapf tölpeln kann wie in Japan.
Empfohlen wird: Immer brav die Schuhe ausziehen, sich bloß nicht schnäuzen und keinesfalls im Gehen essen! Hält man sich daran, kann in Tokio, mit diesem Kompendium ausstaffiert, wohl gar nichts mehr schiefgehen!



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.