Kitchen

Buchtitel: Kitchen
Originaltitel: Kitchin [aus dem Japanischen übertragen von Wolfgang E. Schlecht]
Autorin: Banana Yoshimoto
Verlag, Erscheinungsjahr: Diogenes, 1994
ISBN 3-257-22700-0

Yoshimoto Banana zählt seit Jahren zu den absoluten Popstars unter Japans Literaten, denen es, wie etwa auch Haruki Murakami, spielend gelingt eine internationale Fangemeinschaft zu bedienen. Beflissene Schnoddrigkeit und ätzender Sarkasmus, auf die die deutschsprachige Pop-Literatur (B. v. Stuckrad-Barre, Chr. Kracht, S. Berg) oft mutwillig reduziert wird, scheint den japanischen Vertretern des Genres nicht anzukommen. Gemeinsam ist ihnen allenfalls eine unverwandte Realitätsnähe, gerade in den Erzählbrüchen und kontrafaktischen Momenten. Und damit ist sie den zeitgenössischen Theorien über die Wirklichkeit oft näher als bewusstlose Science-Fiction.
Yoshimoto Banana, Tochter des renommierten Essayisten und Literaturkritikers Yoshimoto Ryumei, heißt natürlich nicht wirklich Banana, sondern Mahoko. Ihren Nick wählte sie, weil sie die Blüte einer bestimmten Bananenstaude berückend fand. [Erzählt sie zumindest auf ihrer Homepage: www.yohsimotobanana.com] Es könnte aber auch als Anspielung gedacht sein, denn immerhin hatte sich Basho, ein Dichter des 17. Jahrhunderts, nach dem Bananenbaum benannt.
Mit ihrem Erstling, Moonlight Shadow, im vorliegenden Buch enthalten, legte sie ihre Promotion an der Fakultät für humanistische Studien an der Nihon Daigaku in Tokio ab. [Allein die Idee, mit einem Kurzroman zu promovieren, ist so charmant, dass man sich wünschte in Japan aufgewachsen zu sein.]
Kitchen erntete ein ganzes Feld von Preisen ab und avancierte zu einem der meistverkauften literarischen Titel. Es ist, knapp wiedergegeben, die Geschichte des Mädchens Mikage, das nach dem Tod seiner Großmutter, in den Haushalt der Mutter ihres Bekannten Yuichi, Eriko, einer Person mit transformierter Geschlechtsidentität, übersiedelt. Die Prosa ist durchwirkt mit hinreißenden Formulierungen wie dieser: “Glück bedeutet, nicht zu merken, dass man letztlich allein ist.” Schöner Satz!



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