Japanischer Wein

Ich glaube es war Robert Mondavi der gesagt hat, würden die Voraussetzungen stimmen um auf dem Mond Wein zu kultivieren, wäre seine Firma die erste, die das in die Hand nehmen würde. Qualitätswein aus Australien oder Neuseeland ist keine Neuigkeit und dass europäische Connaisseurs in großem Stil Weinrieden in China anlegen lassen auch kein Geheimnis mehr. Als mir vor geraumer Zeit jemand von japanischem Wein erzählt hat und damit weder Sake noch Umeshu, das Gebräu aus Extrakten der Ume-Pflaume gemeint hat, hielt ich das für die japanische Spielart einer hiesigen Unart a la ‚Onkel Pepi setzt Bananenwein an’. Weit gefehlt! Längst gibt es die Domänen, die ihre Pforten für Besucher und Aficionados öffnen, auch im Land der aufgehenden Sonne. Trockene Weißweine werden etwa in der Präfektur Yamanashi gekeltert, rote und weiße Weine in der Präfektur Nagano. Die Qualität, berichtet Shoji Naoki, wäre in den letzten Jahren stetig gewachsen und mit ihr die Anzahl der Weinliebhaber in Japan. Manche Restaurants geben mittlerweile einheimischem Wein den Vorzug vor Importweinen, da der Charakter der japanischen Weine mit dem japanischen Essen einfach besser harmonieren würde. Außerdem empfände man die in Fässern ausgebauten Weine nach französischer Manier [die reichlich geschmäcklerische Methode a la Barrique oder, nicht weniger delikat, vermittels Eichenholzschnipselzugabe in Nirostatanks] als zu aufdringlich. Keine Ahnung was Jancis Robinson, die Sonne unter den Schwarzen Löchern der Weinkritikerzunft, diesbezüglich zu sagen hat. Aber mit ihrer Einschätzung hätte man ein verlässliches Aviso, dass dem japanischen Wein auch außerhalb Japans die Sternstunden erst noch bevorstehen.

Quelle:
Shoji Naoki: Japan wines win fans at home by complementing local cuisine, The Asahi Shimbun, 08.11.2006

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