Sinistres Szenario vom Untergang

Filmtitel: Sonatine
Regie: Kitano Takeshi
Erscheinungsjahr: 1993
Darsteller: Kitano Takeshi (Murakawa), Miyuki (Kikumai Aya), Watanabe Tetsu …

Ein typischer Yakuza-Film mit einem maulfaulen Haupthelden, abgetrennten Fingerkuppen, ramponierten Autokarosserien und dem Rest der Chose? Mitnichten. Die gängige Erwartungshaltung des degenerierten Actionkonsumenten wird nicht bedient. Der Streifen ist zwar brutal, aber in seinen brutalen Szenen geradezu lapidar und um das Showdown, wenn man denn auf so was abonniert ist (bombastische Ausschmückung eines absehbaren Finales), wird man geprellt. Könnte man meinen. Es fällt aber bloß anders aus, als einen amerikanische Regie einzufordern indoktriniert hat. [Es gibt rühmliche Ausnahmen!]. Das ist ein japanischer Film. Aber vor allem ist es ein Kitano-Film. Des Regisseurs vierter. Wenn man beim Klavierlernen bereits eine Sonatine spielen kann, darf man sich diesbezüglich als über dem Berg befindlich betrachten. Zwar unterlaufen dem Meister später noch Schnitzer (etwa seine Rolle in dem leicht blödsinnigen Film “Battle Royale”), aber darüber werden wohlwollende Cineasten den Mantel des Schweigens breiten.
Der Yakuza Murakawa, so scheint es, ist auch über dem Berg. Er verwaltet, vermittels rabiater Einschüchterung, seine Pfründe, hält seine Jungs bei Laune und merkt doch allmählich, wie ihm das alles auf den Zeiger geht. [Im Japanischen wird man gewiss einen anderen Ausdruck dafür haben.] Murakawas Boss schickt ihn und seinen Haufen nach Okinawa, um eine Sache zu regeln, die, wie sich herausstellt, gar nicht ihrer Beihilfe bedurft hätte. Die Aktion dient nur dazu, den Beauftragten zu beseitigen. In einer Verschnaufpause flüchten sich Murakawa und die Seinen in ein Strandhaus und schlagen die Zeit mit Tanz, Gotcha mit Feuerwerkskörpern, kabarettistischem Sumo, Frisbee, sowie dem Ausheben von Fallgruben tot. Murakawa rettet das Mädchen Miyuki vor einer Vergewaltigung, aber der zart sich anbahnenden Romanze vermag er sich nicht wirklich hinzugeben. Es hat sich ihm schon zu sehr ins Bewusstsein gesetzt, dass seine Zeit abgelaufen ist. Am Ende wartet Miyuki auf Murakawas Rückkehr vergeblich. Die Kamera fokussiert auf das Gesicht der am Rande einer Sandpiste Verharrenden. Achtlos donnert ein klappriger Pritschenwagen an ihr vorüber. Sie fixiert die letzte Erhebung, die die freie Sicht auf den vermeintlich Herannahenden verstellt. Ihr ohnehin nicht unbeschwerter Blick wird immer trauriger und trauriger.
Großartiges Kino, mit toller Filmmusik (Joe Hisaishi), das man sich durch eine katastrophale deutsche Synchronisation dennoch nicht vermiesen lassen sollte.



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