Der leere Spiegel

Buchtitel: Der leere Spiegel. Erfahrungen in einem japanischen Zen-Kloster [The Empty Mirror]
Autor: Janwillem van de Wetering [Deutsch von Herbert Graf]
Verlag, Erscheinungsjahr: Rowohlt, 2004 [25. Auflage]
ISBN 3-499-14708-4

Van de Wetering kennt man als Verfasser von Kriminalromanen. Geboren wurde der Mann 1931 in Rotterdam. Eine Erbschaft brachte ihn dazu, das Geld nicht einfach zu verjubeln, sondern solcherart eine Zeitlang gewisser Sorgen enthoben, nach der Grundlage und dem Sinn von allem zu suchen. 1957 ging er zu diesem Zweck nach Japan, genauer: nach Kioto und schrieb sich in einem Zen-Kloster ein, dessen Meister bereit war den leicht verbummelten Niederländer als einen seiner Schüler zu akzeptieren.
“Und deshalb war ich nun hierhergekommen – um einen alten Japaner zu besuchen, der sich über alles lustig machte, was ich sagte oder hätte sagen können, um fünfzehn Stunden am Tag bewegungslos auf einer Matte zu sitzen, sieben Tage hintereinander, und mich dabei von den Mönchen mit meterlangen Latten aus hartem Holz auf den Rücken schlagen zu lassen.” (S. 87)
An der Knacknuss seines Koans, genauer: des Mu-Koans, versucht er sich vergeblich abzuarbeiten, die Verrenkung des Lotus-Sitzes wird ihm zur Pein, die fleischlosen Gerichte zehren an seinen Kräften und mit der Verständigung klappt es nicht immer ohne Missverständnisse, wiewohl er fleißig Japanisch lernt und zumindest darin Fortschritte erkennen lässt. Nach achtzehn Monaten bricht er seinen Aufenthalt ab und schifft sich wieder nach Europa ein.
Janwillem van der Wetering erzählt in einem lapidaren Tonfall die Geschichte seiner Suche und wie ihm die freundlichen japanischen Menschen und Amerikaner, die mit Japanern in Sachen Buddhismus zu tun haben, ihn dabei nach Kräften unterstützen. Kein Gefasel über Esoterik und sich nie mehr die Haare waschen. Dafür der Hinweis, dass einem zu meditieren Hämorrhoiden bescheren kann, dass es in Klöstern so streng auch wieder nicht zugeht oder viel disziplinierter als man es eigentlich möchte und dass einem das Vorwärtskommen auf dem Weg der Wahrheit mitunter paradoxe Einsichten zuflüstert.



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