Japanischer Internationalist

Buchtitel: Shigeru Ban
Autor: Philip Jodidio [Übersetzung: Kristina Brigitta Köper]
Verlag, Erscheinungsjahr: Taschen, 2012
ISBN 978-3-8365-3073-6

Zeitgenössische japanische Architektur ist hipp, spätestens seit Ando oder den Arbeiten von SANAA. Gemeinsam ist ihnen, dass sie die Eminenzen der Nachkriegszeit, Tange und Isozaki, weit hinter sich gelassen haben. Das gilt auch für Ban Shigeru, der selbst für Isozaki Arata ein Jahr gearbeitet hat. Ziemlich untypisch für den japanischen Ausbildungsweg zur Architektur hat Ban Abschlüsse von US-amerikanischen Institutionen vorzuweisen, ist also von Anfang an ziemlich international aufgestellt. Dass seinem Namen noch nicht der Klang der bereits Genannten zukommt, wird sich in naher Zukunft zweifellos ändern.
Ban hat einen neuen Baustoff eingeführt: Pappkarton. Erstmals 1995 in seinem Paper House am Yamanaka-See in Yamanashi in Form von Pappröhren als konstruktives Element genutzt. Der schlichte Bungalow wirkt in seiner Reduziertheit durchaus überzeugend. Dennoch rätselt man ein wenig über die Witterungsbeständigkeit des Materials. Die Idee der Pappröhren als Konstruktionselemente findet sich auch in den Notunterkünften, die für die Flüchtlingshilfe des UNHCR ersonnen wurden oder am Japanischen Pavillon für die Expo 2000 in Hannover. Hierbei arbeitete er mit Otto Frei und einem englischen Ingenieurbüro zusammen.
„Großformatiges“ realisierte Ban 2006 mit der Universitätsbibliothek Seikei in Musashino, nächst Tokio. Vor allem aber mit der Dependance des Centre Pompidou in Metz, während dessen Bauzeit sein Büro Quartier in einem temporären Studio auf einer Terrasse des Pariser Hauptbaus bezog. Die spektakuläre Dachkonstruktion ist einem aus natürlichen Materialien ineinandergewirkten chinesischen Hut zu verdanken, den Ban in Saint-Germain-des-Prés erstanden hatte. Das Holz des Gebälks scheint mit einer Leichtigkeit geformt, die ein Dach trägt, dessen Anmutung die einer wogenden Zeltbahn ist. Wahrlich: Architektur, die überrascht.



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