Was Sie schon immer über Samurai wissen wollten, aber bislang…

Buchtitel: Samurai. Wissen, was stimmt
Autorin: Isabella Blank
Verlag, Erscheinungsjahr: Herder, 2011
ISBN 978-3-451-06298-8

Die Idee, ein Thema auf knappem Raum monographisch abzuhandeln, ist nicht mehr ganz neu, seit etwa Oxford University Press die „Very short introductions“ lanciert oder C. H. Beck mit der Errichtung der Reihe „Beck Wissen“ einen Riesentreffer landete. Dass sich auch andere Verlage der bewährten Manier annehmen, ist in dieser Sache, nämlich der Vermittlung von profundem Wissen zu moderaten Preisen, sogar ausdrücklich als lobenswert zu bezeichnen. [Von den Urvätern des Konzepts, der Sammlung Göschen etwa oder den Reclam-Bändchen gibt es zum Glück noch die hilfreichen Produkte des Reclam-Verlages.]
Der Samurai nimmt sich in der ebenso bewährten Buchreihe „Wissen, was stimmt“ des Hauses Herder mit Isabella Blank eine ausgesprochene Kennerin der Materie an. Die studierte Japanologin, Historikerin und Politikwissenschaftlerin arbeitet anhand von Fragen wie „Wie wurden aus Bauern Krieger?“ oder „Waren die Samurai lediglich gute Schwertkämpfer?“ kapitelweise das Thema ab. Dabei überzeugt das Ergebnis nicht nur als Einführungswerk für alle, die sich erstmalig mit den bushi auseinandersetzen, sondern ist auch für solche, die sich schon auszukennen glauben, weil sie sich beispielsweise einige Folgen ‚Kozure Okami’ reingezogen haben, ein Gewinn. Die üblichen Klischees, also verdeutlicht zu bekommen, dass Krieger das Hagakure rezitierten und außer Schwertklingen Ölen und rituell Selbstmord begehen bei Samurais zuhause grundsätzlich kein anderes Programm lief, sollte man sich freilich nicht erwarten.
Stattdessen erfährt man welche Entwicklungen der Heian-Zeit die Einflussmöglichkeiten der kaiserlichen Regierung nachhaltig unterminierten. Welche Auswirkungen die gescheiterten Mongolen-Invasionen in der Kamakura-Zeit nach sich zogen und damit die Voraussetzungen schufen, die ein ehrgeiziger Emporkömmling, Toyotomi Hideyoshi, nutzen konnte, um die Geschicke Japans nachhaltig zu verändern. [Die Ernte dieser ‚Glanzleistung’ fuhr freilich erst sein Nachfolger, Tokugawa Ieyasu, ein.]
Eingegangen wird weiters auf Rüstung und Bewaffnung der Samurai, die in ihrer historischen Entwicklung einem ebenso markanten Wandel unterzogen waren wie die Militärausstattung allenthalben. Dass in der Heian-Zeit am liebsten nächtens gemeuchelt wurde, erschüttert das Bild vom edlen Schwertkämpfer der alten Zeit (vgl. S. 56). Nicht weniger, dass die von den Portugiesen übernommenen und adaptierten Arkebusen so manches Treffen entschieden. [Die Schlacht von Nagashino, 1575, darf man sich als regelrechtes Massaker vorstellen.] Die Einführung des eisernen Harnisches als Element der Rüstung zeigte sich wohl als Auswirkung dessen.
Der Samurai war „in seinen historischen Wurzeln ein berittener Bogenschütze und seine Primärwaffe waren Pfeil und Bogen.“(S. 74) Später fanden auch noch verschiedene Arten von Lanzen und Hellebarden Verwendung, deren wohl bekannteste, die naginata, gleichwohl von Kriegermönchen geführt wurde, wie auch von Frauen. [Naginatadō soll auch heute noch überdurchschnittlich stark von Frauen praktiziert werden, verlautet es auf einer Homepage zum Thema.]
Die hohe Kunstfertigkeit, die der Herstellung von Schwertern zugrunde gelegt wurde, kommt ausführlich zu Wort. Die Anfertigung des sogenannten Schwertstichblatts in der Edo-Zeit brachte sogar einen eigens damit befassten Berufsstand hervor. Heutigentags erzielen solche kostbare Details auf internationalen Auktionen immer wieder Höchstgebote. [Und sind im Gegensatz zu einem Hattori Hanzō-Schwert realistische Objekte.]
Sehr gutes Buch!



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