Hinweis auf ein Zeitschriftenheft

Die 58. Ausgabe der Zeitschrift Mare, Oktober/November 2006, ist dem Schwerpunkt-Thema “Japan. Tausend Inseln im Pazifik” gewidmet. Das zart kitschige Cover bringt in der Aussicht durch ein Genist aus Kirschblütenzweigen jene auf eine ruhige Meeresoberfläche mit dem Fernblick auf den Fujisan zusammen.
Uwe Schmitt verhandelt in einem launigen Artikel die kulinarische Seite Japans und erwähnt en passant, dass die vielleicht gesündeste Küche der Welt gerade einmal vor vierzig Jahren dazu geworden ist, als man Mängel und Mangelernährung der Nachkriegszeit endgültig überwinden konnte. Dass in den 1960er Jahren die häufigste Todesursache in Japan Magenkrebs gewesen ist, will man gar nicht für möglich halten.
Roboter-Tiere als Accessoires für verspielte Programmierer oder Gelangweilte, die schon alles haben, sind ja bekannt. [Der Sony-Hund, hat man gehört, soll allerdings – man beachte die Doppeldeutigkeit – ein Auslaufmodell sein.] Sandra Schulz berichtet über Betagte in japanischen Altenheimen, denen man High-Tech-Plüschtiere zum Kosen verabreicht.
Mangas werden längst nicht mehr ausschließlich von Japanern verfasst. Die Vorstellung eines Arbeitsausschnittes der österreichischen Mangaka Melanie Schober zeigt, dass die Gemeinde der Produzenten (und nicht nur der Konsumenten) weltweit größer geworden ist.
Sandra Schulz verantwortet auch eine Reportage über Okinawa. Die Insel ist nicht nur wegen jener schicksalshaften, 90 Tage tobenden Schlacht am Ende des Zweiten Weltkriegs berüchtigt. Die Basen der US-Streitkräfte haben eine ganz eigenwillige Kultur auf japanischem Boden etabliert. Wobei die Frage, inwieweit die Menschen der Ryukyu-Eilande als Japaner anerkannt werden und wurden oder sich selbst so sehen, ganze Kompendien füllen. Sandra Schulz berichtet auch vom Schicksal der Kinder gemischtsprachiger Verbindungen und den Zurücksetzungen, denen sie nicht selten ausgesetzt sind.
Maik Brandenburg erzählt von einem wohl wenig bekannten Faible des Shōwa-Tennos: Er übte sich als qualifizierter Quallenforscher.
Im Beitrag von Andreas Wenderoth über Minamata (mit aufrührenden Bildern des US-amerikanischen Photographen William Eugene Smith) wird an ein so unrühmliches wie menschenverachtendes Kapitel japanischer Umweltzerstörung erinnert.
Resümee: Das Unterfangen, ein Japan abseits ausgetretener Pfade vorzustellen, darf als durchaus gelungen betrachtet werden.
Eindrückliches Bildmaterial begleitet die einzelnen Textbeiträge.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.