Alles über Japan auf 324 Seiten!

Buchtitel: Japan für die Hosentasche. Was Reiseführer verschweigen
Autorin: Françoise Hauser
Verlag, Erscheinungsjahr: Fischer Verlag, 2016
ISBN 978-3-596-52103-6

Für alle, die es mit dicken Wälzern nicht so haben oder das Grabdeckelformat, vulgo: Coffee Table Book, scheuen, gibt es an diesem Kompendium über Japan kein Vorbeikommen. Und zu sagen, Okay, es ist zwar klein von Format, dafür aber nicht gerade dünn, gilt auch nicht! Schon gar nicht für die, denen beim ziellosen Herumlatschen der Hosenboden auf Höhe der Kniekehlen schlackert. Die Autorin – natürlich Kennerin der Materie – hat sich dafür wirklich zu überzeugend ins Zeug gelegt. Sie beantwortet, nach Überblickskapiteln unterteilt, so manche Frage, die zu stellen sich einem nicht unmittelbar aufdrängt. Was ist, statistisch betrachtet, gefährlicher als fugu zu futtern? Mochi-Bällchen zu verschlingen! Diese kleinen, essbaren Wurfgeschosse fordern in Japan alljährlich mehr unfreiwillige Abgänge als Killer-Muffins in North Dakota. In den Catskills huldigt man dem Indian Summer, wie jeder weiß. Das kennt man in Japan auch, allein die Chose heißt dort momjigari, verursacht aber weniger Stress als hanami. Im Buch ist von momojigari die Schreibe (S. 52), was eventuell auf einen Druckfehler beruht, denn mit Pfirsichen hat das Betrachten des farbigen Herbstlaubes eher wenig zu tun.
Man erfährt, wo in Tokio sich das Socken-Museum befindet. Bekommt Fragen beantwortet wie: Warum muss man unbedingt auf seine Daumen achten, wenn man zufällig einem Leichenzug begegnet? Wo hat eine Katze, in der aufopfernden Nachfolge einer rolligen Vorgängerin, den Posten eines Stationsvorstehers inne? Was rückt ein jidōhanbaiki, trotz sich hartnäckig haltender anderslautender Gerüchte, unter Garantie nicht heraus? Warum findet sich das Grab von Jesus Christus in Japan? (Wer hier, nach Luft schnappend, „Unsinn!“ ruft, dem sei in Erinnerung gerufen, dass es die Absteige der Heiligen Familie bekanntlich auch von Nazareth nach Loreto geschafft hat!) Sind sōshoku danshi handzahme Vegetarier und nikushoku joshi weibliche Kannibalen? Wieviel Taschengeld bekommt ein gestandenes japanisches Mannsbild im Durchschnitt – zugestanden von seiner ihm Angetrauten? Wie kann man sich mit Geschenken desavouieren und woran gemahnen japanische Schulranzen? Warum ist es eher ungünstig die Hypothese zu unterstützen, der Ursprung der japanischen Sprache fände sich vermutlich auf der koreanischen Halbinsel? Warum es ratsam ist, sich während eines Waldspaziergangs Zedern nicht zu nähern? Warum es schlau ist, sich vor einem Kappa besonders tief zu verbeugen? Usw. Prädikat: Immens brauchbar!



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