Eine “nationalpsychologische” Deutung Japans

Buchtitel: Der japanische Geist
Autor: Karl Löwith. Aus dem Englischen von Alexander Brock
Verlag, Erscheinungsjahr: Matthes & Seitz Berlin, 2013
ISBN 978-3-88221-661-5

Der kalkulierte Mehrwert mancher Wiederentdeckungen bleibt rätselhaft. So verhält es sich auch mit dem Hauptteil dieser schmalen Schrift, der ursprünglich im Kriegsjahr 1943 verfasst worden ist, aus gleichem Anlass, aus dem auch Ruth Benedicts berühmte Studie angestoßen wurde.
Der Philosoph Löwith, der Deutschland verlassen musste, hielt sich von 1936 bis 1941 in Japan auf. Seine hier niedergelegten Eindrücke sind also ganz im Kontext der Zeit zu bewerten. Dieses Dilemma macht das konzise Vorwort von Lorenz Jäger besonders deutlich. Kann es darum auch noch anderen als historisch Interessierten dienlich sein?
Man hat nämlich seine liebe Müh‘ mit all jenen Bewertungen, die mittlerweile als Klischees gelten (z.B. die Kehrseite der japanischen Sensibilität: „extreme Selbstbeherrschung und Humorlosigkeit“).
Das Büchlein vereint in Übersetzung die Schriften „The Japanese Mind“ und „Japan’s Westernization and Moral Foundation“, wodurch sich Redundanzen ergeben, die abseits editorisch-philologischen Geplänkels darüber keinen Nutzen bieten.
Der Verlag lanciert in dem zierlichen Format kunterbunte Denkanstöße unterschiedlicher Provenienz. So sind etwa einige der anregenden Gedankengänge des deutsch-koreanischen Philosophen Byung-Chul Han als Handreichung zugänglich. Löwiths veralteter Essay scheint dieses Konzept eher zu konterkarieren.



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